Essen für Bedürftige

Pfarrvikar kocht für wohnungslose Menschen

Ein Vier-Gänge-Weihnachtsmenü - das kann sich nicht jeder leisten. Die Gemeinde St. Gabriel in München-Haidhausen lädt wohnungslose und verarmte Menschen dazu ein. Dabei geht es nicht nur um Essen.

 

Pfarrvikar Andreas Lederer kocht mit engagierten Ehrenamtlichen für Wohnungslose. © Kiderle

München — Ein Weihnachtsessen am gedeckten Tisch und in geselliger Runde genießen, sich den Bauch mit Suppe und Spätzle vollschlagen, bis man satt und aufgewärmt ist – für Viele klingt das normal, für Einige ist das nur möglich, weil sie dazu eingeladen werden. Wie in St. Gabriel, wo die ehrenamtlichen Helferinnen des Arbeitskreises Wohnungslosenhilfe einmal im Monat für wohnungslose Menschen kochen. „Viele fleißige Hände aus der Pfarrei möchten hier etwas Gutes tun. Sie sehen, dass es Not beim Menschen gibt und sagen: ‚Wir möchten konkret helfen. Wir kochen ein Essen, das die Leute hier miteinander essen können‘“, sagt Pfarrvikar Andreas Lederer, der selbst auch tatkräftig anpackt, über die engagierten Damen. In dieser Woche dürfen sich die Gäste auf ein adventliches Menü freuen: Pfannkuchensuppe, Putengeschnetzeltes mit Knopfspätzle und Salat und Apfelkücherl mit Vanilleeis. Im Anschluss wartete noch Kinderpunsch mit Gebäck.

Mehr als nur Essen – Gemeinschaft erleben

Schon 2005 starteten Frauen aus der Gemeinde St. Gabriel-Haidhausen diese Aktion. Damals sei bei den verschiedenen Caritas-Anlaufstellen aufgefallen, dass es immer mehr Leute gebe, die Hilfe brauchen. „Oft ist den Leuten gar nicht geholfen, wenn man ihnen einen Zehn-Euro-Schein in die Hand drückt“, findet Lederer. Das Essen in St. Gabriel verfolgt daher ein bestimmtes Konzept: Anders als in anderen Essensausgaben der Stadt gebe es in Haidhausen nicht täglich Mittagessen, dafür spiele die Tischkultur eine große Rolle. Die Besucherinnen und Besucher sind Gäste in dem Pfarrhaus, sitzen an einem gedeckten Tisch, essen gemeinsam eine Vor-, Haupt- und Nachspeise und haben Zeit, zu schlemmen, sich ein bisschen bedienen zu lassen und sich auszutauschen. „Die Kommunikation der Gemeinschaft gehört auch dazu: dass man nicht nur zur Nahrungsaufnahme isst, sondern eine gewisse Zivilisation, eine Communio hat, mit der man zusammen essen kann“, betont der Pfarrvikar.

Das finden auch die Besucher. Ein Gast kommt schon seit Jahren nach St. Gabriel. „Es ist hier sehr menschlich und der Pfarrer und die Damen, die in der Küche kochen, geben sich viel Mühe. Ich finde es wichtig, zusammen am Tisch zu sitzen, zu essen und sich auszutauschen. Ich finde es echt super, dass es hier die Einrichtung gibt.“

Großer Andrang beim Weihnachtsessen

Angesprochen sind mit dem Angebot in St. Gabriel-Haidhausen wohnungslose und verarmte Menschen. „Die Leute hören durch Mund-zu-Mund-Propaganda von dem Essen. Gedacht ist es als eine Aktion aus Haidhausen für Haidhausen, aber es kommen auch Leute von außerhalb.“ Der Andrang ist groß, die Kapazitäten des Pfarrheims sind beschränkt. Wer zu spät kommt, muss draußen bleiben – normalerweise. Beim Weihnachtsessen können die Ehrenamtler die Augen vor den Nachzüglern, die vor der Tür in der Kälte stehen, aber nicht verschließen und decken doch noch drei zusätzliche Plätze ein. Schließlich kochen die Haidhausener zu Weihnachten ein etwas aufwendigeres Menü und die Gäste bekommen sogar ein kleines Präsent. Die Suppe ist so beliebt, dass schon vor dem Hauptgang so oft um Nachschlag gebeten wird, bis der riesige Topf leer ist. „Es ist halt kalt draußen“, sagt Gemeindereferentin Barbara Ploch, die in diesem Monat in St. Gabriel aushilft.  (Michelle Mink, Volontärin beim Sankt Michaelsbund)

Kleiderspenden


Im Anschluss an das Essen decken sich die Gäste in der Kleiderkammer von St. Gabriel mit dem nötigsten an Kleidung, Bettwäsche, Schuhen etc. ein.

Jeden Montag zwischen 10 und 11Uhr kann dort Kleidung gespendet werden.