Flucht und Asyl

Pfarrgemeinde übt Kritik an CSU-Generalsekretär Scheuer

Mit einem offenen Brief an Ministerpräsident Seehofer hat sich die Pfarrei St. Matthias in München über Aussagen von Andreas Scheuer zu Flüchtlingen beschwert. Einen Pfarrgemeinderat hat der CSU-Generalsekretär daraufhin angerufen.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer telefonierte mit dem Pfarrgemeinderat. © imago/fossiphoto

München – Die "volksverhetzenden Reden" von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sind nach Ansicht der katholischen Pfarrei Sankt Matthias in München-Fürstenried nicht mit dem christlichen Wertebild in Einklang zu bringen. Sie brächten Spaltung in die Gesellschaft und konterkarierten das ehrenamtliche Bemühen und eine möglichst rasche und gute Integration der Zuwanderer. Das schreibt der Pfarrgemeinderat in einem offenen Brief an Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), der in der Münchner Kirchenzeitung (MK) abgedruckt wurde. Auf der Facebook-Seite von mk online stieß der Brief auf großes Interesse.

Scheuer hatte vor kurzem im Regensburger Presseclub erklärt, das "Schlimmste" sei ein "Fußball spielender, ministrierender Senegalese", der länger als drei Jahre in Deutschland sei. Diesen werde man nie wieder abschieben. Die Bemerkung hatte in Kirche und Öffentlichkeit für Empörung gesorgt.

Vertrauliches Gespräch

Nach dem offenen Brief der Pfarrei suchte Scheuer das Gespräch mit den Verantwortlichen und telefonierte am Freitag mit Michael Feil vom Pfarrgemeinderat. Dieser hatte das Schreiben im Namen des Rats verfasst. Mit dem Generalsekretär der CSU sei er sich einig geworden, „dass wir uns nicht einig sind“, sagte Feil mk online. Scheuer habe erneut darauf verwiesen, dass sein Zitat über den „ministrierenden Senegalesen“ aus dem Zusammenhang gerissen worden sei. Mehr wolle er aus dem „vertraulichen Gespräch“ nicht berichten, erklärte Feil.

Scheuers übermittelte Äußerungen vom September hätten bei ihm „das Fass zum Überlaufen gebracht“, so der Pfarrgemeinderat. „So was geht einfach nicht.“ Die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer werde durch solche Aussagen nicht begünstigt, vielmehr seien diese eine Steilvorlage für Stammtischparolen. Feil selbst engagiere sich im Arbeitskreis „Eine Welt und Mission“ der Pfarrgemeinde, seine Frau im Verein „Miteinander Leben“. Bisher habe er auf den Leserbrief nur positive Rückmeldungen bekommen, sagte Feil.

Pfarrer mit Lederhose

In dem Brief des Pfarrgemeinderats heißt es etwa, in der Pfarrei in München-Fürstenried gebe es einen "die heilige Messe zelebrierenden, gelegentlich singenden und Lederhose tragenden Pfarrer aus Indien, den wir absolut nicht wieder loshaben wollen". "Wie besser soll denn Integration gelingen als durch Beteiligung an unserem Leben, sei es durch Ministrieren, Fußballspielen, Musizieren oder ...?" Die Gemeindevertreter bitten CSU-Chef Seehofer, Äußerungen wie von Scheuer "in Zukunft zu unterbinden". (Klaus Schlaug/KNA)