Segnung homosexueller Paare

Pfarrer Vogelsang: „Nicht der Priester segnet, sondern Gott“

Pfarrer Peter Vogelsang aus Schäftlarn segnet auch homosexuelle Paare. Die vatikanische Glaubenskongregation hat die Frage nach der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nun verneint. Das jüngste Schreiben aus Rom enthält für Vogelsang nichts Neues.

Pfarrer Peter Vogelsang segnet homosexuelle Paare. © privat

Schäftlarn – Pfarrer Peter Vogelsang spricht ruhig und durchdacht, dabei aber keineswegs monoton. Seine Stimme ist angenehm. Er schaut sein Gegenüber an. Ihm zuzuhören, fällt leicht. Der Mann mit dem hellblauen Pullover wirkt nicht wie ein „Kirchen-Revoluzzer“ wie sich ihn manch einer vorstellt. Er ist nicht laut, reißerisch und ungeduldig. Auch er selbst und Menschen, die ihn kennen, würden ihn nicht so bezeichnen. Und trotzdem ist er es irgendwie doch! Denn Pfarrer Peter Vogelsang segnet auch homosexuelle Paare. Und dass, obwohl er katholischer Priester ist und es im Widerspruch zu verschiedenen römischen Verlautbarungen steht.

Mit Segnung Neuland betreten

Peter Vogelsang erinnert sich noch genau, als vor ungefähr vier Jahren das Telefon klingelte und eine Männerstimme darum bat, ihn und seinen Partner zu segnen. Er erklärte gleich, dass er zwei Männer zwar nicht trauen, sehr wohl aber Ihnen Gottes Segen erbitten könne. Transparenz ist Vogelsang wichtig. Das Paar und er haben sich kennengelernt und entschieden, sich darauf einzulassen. So haben sich Pfarrer Vogelsang und die beiden Männer gemeinsam auf den Weg gemacht und sich auf die Feier eines Segnungsgottesdienstes vorbereitet. An dem Tag der Segnung sei eine Spannung in der Luft zu spüren gewesen „wie wenn man eine Pioniertat erlebt“, beschreibt Vogelsang gegenüber mk online. Gleichzeitig war die Freude groß „Neuland zu betreten“.

Argumente der Glaubenskongregation überzeugen nicht

Am 15. März diesen Jahres hat die vatikanische Glaubenskongregation ein Schreiben veröffentlicht: Nein zur Segnung homosexueller Paare, heißt es da. Pfarrer Vogelsang kann der Argumentationsführung darin nicht folgen. So würden Segnungen in dem Zusammenhang als Sakramentalien verstanden. Diese werden gedeutet als „Wegetappen - hin zu dem Empfang eines Sakraments“. Darunter ist zum Beispiel der Segen von Verlobten als Etappe zur kirchlichen Trauung zu verstehen. Für Vogelsang erklärt sich daraus nicht, dass eine Segnung homosexueller Paare nicht zulässig sein soll. Denn es gäbe viele Segnungen, die ebenso nicht auf ein Sakrament hinzielen. Als Beispiel nennt er die Segnung eines Adventskranzes oder auch die Segnung von Schulkindern.

Der Wille Gottes

Die Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Partnern entspricht nicht dem Willen Gottes, argumentiert die Glaubenskongregation in ihrem Schreiben weiter. Das leitet die kirchliche Lehre aus der Schöpfungsordnung ab. Denn nach ihr ist es nur Mann und Frau möglich, gemeinsam Nachkommen zu zeugen. Deshalb dürfen auch nur sie  heiraten, eine Ehe führen und miteinander Geschlechtsverkehr haben. Zu kurz gegriffen, findet Pfarrer Peter Vogelsang. Auch die kirchliche Praxis sehe anders aus. Paare, die keine Kinder bekommen können, dürften dennoch kirchlich heiraten. Sie müssten lediglich in der Lage sein, miteinander Verkehr zu haben. Die Partner müssten also nicht unbedingt Kinder bekommen wollen, um miteinander schlafen zu „dürfen“. Der Wunsch, die Paarbeziehung zu festigen, sei nach kirchlicher Tradition ausreichend, um miteinander Verkehr zu haben.

Gott ist da, wo Liebe aufrichtig gelebt wird

In den vergangenen Jahren hat Pfarrer Peter Vogelsang mehrere homosexuelle Paare gesegnet. Ein Geheimnis hat er daraus nie gemacht. Er wollte nicht „im Untergrund“ agieren. Ihm war es wichtig, es von Anfang an zu kommunizieren und vor allem theologisch zu reflektieren: Er zitiert in dem Zusammenhang die Bibel, in der steht: Gott ist Liebe. (1. Joh 4,16b). Überall, wo Menschen in wirklicher, aufrichtiger, ehrlicher und treuer Liebe leben, sei Gott anwesend, schließt er daraus. Und weiter: „Überall, wo ich Liebe zwischen Menschen feststellen kann, kann ich auch den Segen Gottes feststellen, der zwischen den Menschen wirkt.“ Wenn zwei Menschen ihn bitten, mit ihnen, einen Gottesdienst zu feiern, und dabei Gott um weiteren Segen zu bitten, dann „wäre es absurd, den Menschen den erbetenen Segenszuspruch zu verweigern“. Denn für ihn klar: „Nicht der Priester segnet, sondern Gott. Wenn ich Gott etwas tun sehe, dann darf ich mich ihm nicht entgegenstellen“, davon ist Vogelsang überzeugt.

Der heilige Petrus als Vorbild

Wenn Gott den Menschen die Fähigkeit gegeben hat, zwischen Gut und Böse zu entscheiden, so Vogelsang, dann müsse der Mensch auch das tun, wovon er innerlich vor Gott überzeugt ist. Damit sei in einem extremen Konfliktfall „der Gehorsam gegenüber dem eigenen Gewissen einem Befehl von einer institutionellen Obrigkeit vorzuziehen.“  In dieser Ansicht sieht er sich auch vom Heiligen Petrus, dem ersten Papst der Kirchengeschichte, bestärkt. Dieser habe gegen damalige Regeln verstoßen, indem er Heiden getauft hat. In der Apostelgeschichte (Apg 10,47) antwortet Petrus seinen Kritikern: „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen empfangen haben?“

Wenn Peter Vogelsang in Zukunft von einem homosexuellen Paar gefragt wird, ob er es segnen würde, wird er prüfen, ob er es vor Gott rechtfertigen kann.

Die Autorin
Katharina Sichla
Teamleiterin mk online
k.sichla@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Kirche und Sexualität