Früherer Münchner Generalvikar

Peter Beer: Bin Streit um Kirchenreformen leid

"Wenn Gruppierungen egal welcher Couleur immer meinen, nur ihr Weg ist der Richtige, dann sind die, glaube ich, nicht mehr katholisch" – das hat der Ex-Generalvikar des Erzbistums München und Freising in einem Podcast gesagt.

Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer © Francesco Pistilli/KNA

Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer ist nach eigenen Worten Streitereien um eine Reform der katholischen Kirche leid. "Ich bin müde davon", sagte der inzwischen als Professor an der Gregoriana in Rom lehrende Theologe und Pädagoge im Podcast "Himmelklar". "Manchmal muss man einfach das tun, was man meint, das richtig ist. Und dann schauen wir mal, was passiert."

Beer verwies auf das Beispiel der von kirchlichen Beschäftigten in die Öffentlichkeit getragenen Initiative "#OutinChurch". Da sei etwas passiert, "was vor einiger Zeit noch als absolut unvorstellbar galt". Im Ergebnis habe die Initiative Rückenwind für die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts gegeben.

Plurale Gemeinschaft

Der Professor plädierte zugleich für Toleranz und Fairness gegenüber Andersdenkenden. "Wenn Gruppierungen egal welcher Couleur immer meinen, nur ihr Weg ist der Richtige, dann sind die, glaube ich, nicht mehr katholisch. Dann exkommunizieren sie sich selbst aus einer Gemeinschaft, die von Anfang an plural ist." Manchmal helfe Reden nicht weiter und abwarten auch nicht. "Und es wird auch nichts, wenn Sachfragen immer gleich persönlich werden und es nicht drauf ankommt, etwas zu klären, sondern die anderen schlechtzumachen."

Kirchen erhalten oder anders nutzen?

Beer bescheinigte der Kirche das Fehlen einer "Kultur des Aufhörens". Wer mit etwas aufhören könne, das seine Funktion, Bedeutung und Wichtigkeit verloren habe, müsse keinen Mangel verwalten und könne mit etwas anderem neu beginnen. So könnten etwa Kirchen mit enormem Aufwand als Gebäude weiter erhalten werden, auch wenn niemand mehr in den Gottesdienst komme. Wahrscheinlich sinnvoller wäre aber eine Umnutzung, etwa als Stadtteilzentrum, "in dem sich Menschen begegnen können, Jugendliche einen Platz haben, es einen Ort zum Beten gibt genauso wie eine Teestube und soziale Beratungsstellen". (kna)