Kardinalsversammlung beendet

Papst warnt Kardinäle vor falscher Sicherheit

Die mit Spannung erwartete Kardinalsversammlung ist vorbei. Im Ergebnis gab es viel Harmonie und wenig Überraschungen - zumindest nach außen hin.

Papst Franziskus und Kardinäle bei der Kardinalsversammlung im Vatikan. © KNA

Entspannte Gesichter, Lachen und Händeschütteln. Nach zwei Tagen Beratungen sahen zumindest die Kardinäle, die sich vor die wartende Presse wagten, sehr zufrieden aus. Die Stimmung unter den rund 200 Teilnehmern aus aller Welt wurde am Dienstag als "schön", "friedvoll", "harmonisch" und "herzlich" bezeichnet. Für viele war es auch ein persönliches Kennenlernen oder ein Wiedersehen nach langer pandemiebedingter Distanz.

So einheitlich der Tenor mit Blick auf die Beratungsatmosphäre schien, so einheitlich war die Haltung zu Rücktrittsgerüchten rund um Papst Franziskus: "Zerplatzt wie Seifenblasen" seien diese, erklärte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Und sein Wiener Kollege, Kardinal Christoph Schönborn, ergänzte: "Auch wenn die Beine nicht so mitmachen, das Herz und der Kopf sind voll dabei." Franziskus sei voller Engagement.

Behörden in Vatikan in Zukunft auch von Laien geleitet

Also kein Rücktritt, auch nicht die Regelung eines möglichen Rücktrittes und erst recht keine neue Papstwahlordnung. Nachdem wochenlang über die Kardinalsversammlung spekuliert worden war, war das Ergebnis - zumindest nach außen hin - wenig aufregend. Vorher hatte der Papst noch ganz ordnungsgemäß 20 Männer in den Kardinalsstand erhoben. 16 davon gehören zum exklusiven Club, der irgendwann seinen Nachfolger wählt. Bei den anschließenden zweitägigen Beratungen ging es dann schlicht um das, was der Vatikan vorher angekündigt hatte: Die Kurienreform "Praedicate Evangelium" und deren Umsetzung.

Dabei gab es auch einige kritische Stimmen und Klärungsbedarf. Insbesondere hinsichtlich der Frage, welche Behörden im Vatikan künftig auch von Laien - und damit auch von Frauen - geleitet werden können und welche weiterhin Bischöfen unterstehen sollen. Hier kann in absehbarer Zeit mit Präzisierungen und Ausführungsbestimmungen gerechnet werden. Der Kern des Vorhabens aber bleibt: eine weniger klerikalistische und stärker dienende Zentralverwaltung der katholischen Weltkirche.

Wenige deutschsprachige Kardinäle

Die Kardinäle stünden "viel, viel einheitlicher" und entschieden zusammen, bekräftigte Kardinal Kasper. Denn es gehe in all den Debatten immer auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche. Und die Kirche müsse mit Blick auf Missbrauchskrise und Finanzskandale viel Vertrauen zurückgewinnen. Oder wie es Kardinal Schönborn formulierte: Change Management, also Veränderungsprozesse, gingen stets langsam voran.

Der Papst ließ die Kardinäle lange unter sich beraten. In Sprachgruppen. Diese wiederum fertigten Zusammenfassungen an, die dem Kirchenoberhaupt anschließend präsentiert wurden. Kardinal Kasper bedauerte, dass es zu wenige deutschsprachige Kardinäle für eine eigene Sprachgruppe gegeben habe. Denn in der eigenen Sprache sei das Debattieren doch leichter. Letztlich sei der Austausch, so der Tenor, aber gut gelaufen.

Papst: Kardinäle sollen sich nicht in Sicherheit wiegen

Franziskus' Predigt zum Abschluss blieb ähnlich unaufgeregt. Kein flammender Appell, kaum mahnende Worte oder spitze Metaphern. Einzig die Warnung, sich als Teil des kirchlichen Apparats nicht in zu großer Sicherheit zu wähnen, sorgte für ein wenig Aufsehen. Der Papst erinnerte die Kardinäle an ihren Auftrag zur Verkündigung. Für diesen brauche es Dankbarkeit und ein anhaltendes Staunen, "dass wir in der Kirche sind, dass wir Kirche sind", bekräftigte Franziskus. Das mache die Gemeinschaft der Gläubigen anziehend.

Dabei werde das Staunen mit wachsender Verantwortung in der Kirche nicht kleiner, sondern stärker und tiefer. Er sei sich sicher, das gelte auch für die neuaufgenommenen Kardinäle. Und er hoffe, so der Papst weiter, dass alle durch die Kardinalsversammlung in ihrem Verkündigungsauftrag gestärkt seien.

Vor der Abschlussmesse hatten die Kardinäle noch Zeit gehabt, sich kurz über das vom Papst für das Jahr 2025 angekündigte "Heilige Jahr" auszutauschen. Dieses steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Wenn seine Gesundheit mitspielt, dürfte der Titel auch noch für Papst Franziskus zutreffen. Er wäre dann 88 Jahre alt. An sein hohes Alter und seine Gehbehinderung scheint er sich gewöhnt zu haben. Die Ausstrahlung und der Wille, das eigene Programm durchzuziehen, scheinen davon wenig bis gar nicht beeinträchtigt. (kna)