Christmette im Petersdom

Papst ruft zu Weihnachten zum Dialog auf

Papst Franziskus erinnert in seiner Weihnachtsansprache an die Krisenherde auf der ganzen Welt und warnte davor, das Trennende vor das Gemeinsame zu stellen.

Papst Franziskus feierte die Christmette im Petersdom in Rom. © IMAGO / UPI Photo

Vatikanstadt – Papst Franziskus hat in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache zu einer größeren Dialogbereitschaft aufgerufen. In der Pandemie werde die Fähigkeit zu sozialen Beziehungen auf eine harte Probe gestellt. "Es gibt eine wachsende Tendenz dazu, sich zu verschließen, alles allein machen zu wollen" - auch auf internationaler Ebene, so der Papst am Samstag im Vatikan. Doch nur der Dialog führe zu Konfliktlösungen und dauerhaften Vorteilen für alle. In seiner Ansprache erinnerte er auch an vergessene Konflikte in der Welt. Anschließend spendete Franziskus den traditionellen Segen "Urbi et orbi" (Der Stadt (Rom) und dem Erdkreis).

Segen "Urbi et orbi"


Zu Weihnachten und Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Petersdoms den Segen "Urbi et orbi". Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).

Mit dem Segen "Urbi et orbi" verbunden ist ein vollkommener Ablass. Er bezieht sich nach katholischer Lehre auf alle zeitlichen Sündenstrafen. Voraussetzung für seinen Erhalt ist, dass die jeweilige Schuld durch Beichte, Kommunionempfang und Gebete sowie Werke der Buße schon getilgt ist.

Es gebe immer noch viele - scheinbar endlose - Konflikte, Krisen und Widersprüche, klagte er. "Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass unermessliche Tragödien schweigend übergangen werden; wir riskieren, den Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung vieler unserer Brüder und Schwestern nicht zu hören", mahnte der Pontifex.

Papst erinnert an Krisenherde auf der Welt

Besonders hob Franziskus die Menschen in Syrien, im Irak und dem Libanon hervor. Diese Länder fänden keinen Frieden und keine Ruhe. Auch an die "anhaltenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern, die sich ungelöst hinziehen und immer größere soziale und politische Folgen haben", erinnerte Franziskus. Und er bat um Trost für das afghanische Volk und Hilfe für die Menschen in Myanmar. Dort treffe Intoleranz und Gewalt oft auch die christliche Gemeinschaft.

Weiter erinnerte Franziskus an die Lage in der Ukraine, Äthiopien und der Sahelzone. Ebenso bat er um Linderung des Leids der Menschen, die unter den internen Konflikten im Sudan und Südsudan litten. "Sei Licht und Stütze für diejenigen, die glauben und die sich - auch gegen den Strom schwimmend - für die Begegnung und den Dialog einsetzen", so Franziskus.

Auch auf Nordafrika und die dort grassierende Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Ungleichheit verwies der Papst. Gleichfalls bat er um Versöhnung und ein friedliches Miteinander aller Menschen in Amerika.

Sorge für Frauen, Kinder und Umwelt

Mit Blick auf einzelne Gruppen hob Franziskus neben Geflüchteten auch Frauen hervor, die in dieser Zeit der Pandemie verstärkt Opfer von Gewalt würden. "Gib den Kindern und Jugendlichen Hoffnung, die Mobbing und Missbrauch erleiden. Spende den älteren Menschen Trost und Zuneigung", so Franziskus weiter. Er schloss seine Ansprache mit der Erinnerung an das "gemeinsame Haus" und den nötigen Schutz für Klima und Umwelt. (kna)