Nach Rücktrittsgesuch

Papst gewährt Hamburger Erzbischof Heße eine Auszeit

Das Kölner Gutachten zu Missbrauch belastet den Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Nach dessen Veröffentlichung bot er Papst Franziskus seinen Rücktritt an. Nun kam die erste Antwort aus Rom.

Dr. Stefan Heße ist Bischof des Erzbistums Hamburg. © Erzbistum Hamburg/Guiliani/von Giese co-o-peration

Hamburg – Papst Franziskus hat dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) nach dessen Rücktrittsgesuch zunächst eine Auszeit gewährt. Das teilte das Erzbistum am Montag auf seiner Internetseite mit. Der Papst habe Heße auf seinen angebotenen Amtsverzicht eine erste Antwort gegeben. Während seiner Abwesenheit soll nach Willen von Franziskus Generalvikar Ansgar Thim (63) die ordnungsgemäße Verwaltung der Erzdiözese sicherstellen.

Weitere Informationen lägen nicht vor, sagte ein Sprecher des Erzbistums Hamburg. Der Papst habe aus seiner Sicht die Schritte bestätigt, die das Erzbistum bereits unternommen habe. Die Frage, wann Papst Franziskus den angebotenen Rücktritt von Erzbischof Heße annimmt, ist damit weiterhin offen. Aus dem Vatikan gab es am Mittwoch zunächst keine Verlautbarung zu dem Thema.

Vorwurf der Pflichtverletzungen

Heße, ehemaliger Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, hatte nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens am 18. März dem Papst seinen Rücktritt angeboten und um die sofortige Entbindung von seinen Aufgaben gebeten. Am nächsten Tag hatte Generalvikar Thim die vorübergehende Leitung des Erzbistums übernommen.

Das Gutachten der Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger wirft Heße in seiner Kölner Zeit elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt vor. Konkret soll er versäumt haben, kirchliche Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen einzuleiten und mehrere Fälle nicht an die Staatsanwaltschaft oder an den Vatikan gemeldet haben. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Kirche und Missbrauch