Vatikan

Papst Franziskus hat das Kardinalskollegium abermals verjüngt

Die Kardinäle sind ein exklusiver Club, dem seit Samstag 226 Geistliche angehören. Auch die 20 Neuen zählen zur "Generation Franziskus" und teilen seine Werte. Deutsche sind nicht darunter, ihr Einfluss schwindet.

Die Kardinäle haben sich zum Konsistorium im Petersdom im Vatikan getroffen. © KNA

Eindrucksvolle Rituale mit Eidesformeln auf Latein, aber auch allerlei Informelles stand am ersten Tag des viertägigen Kardinals- und Papstmarathons in Rom auf dem Programm. Das "Ordentliche Konsistorium" im Petersdom, bei dem 20 Geistliche vom Papst gemäß einem alten Ritual feierlich in den Kardinalsstand erhoben wurden, stand zum Auftakt am Samstag zwar formal im Mittelpunkt. Doch in Wahrheit war es der Tag des Schaulaufens der Neuen im exklusiven Club der Papstberater, von denen 16 nun auch zur noch kleineren Riege der Papstwähler zählen.

Am Vormittag hatten Journalisten und Kamerateams Gelegenheit, die Neo-Eminenzen kennenzulernen und zu interviewen. In engem Gedränge und streckenweise chaotisch ging es dabei zu, weil im vatikanischen Pressesaal immer zehn solche Begegnungen parallel stattfanden. Doch am Ende hatten die Medienvertreter die Chance, mit einigen der Neuen ganz aus der Nähe zu sprechen und sich mit Gesichtern, Stimmen und Sprechweisen vertraut zu machen.

Der jüngste Kardinal kommt aus der Mongolei

Einige unter ihnen stachen hervor. Darunter der andere an Körpergröße überragende neue Kardinal von San Diego, Robert Walter McElroy (68). Er pries in bester amerikanischer Rhetorik die pastoralen Schwerpunkte des Papstes und outete sich damit als Teil des "Teams Francis".

Oder der jüngste unter den neuen Kardinälen, der auch der mit der kleinsten Schar von Gläubigen ist: Giorgio Marengo (48). Er zählt in den Weiten der Mongolei nicht mal 2.000 Katholiken zu seiner kleinen Herde - und ganze zwei Kirchengebäude zu seinem Bestand. Vielleicht gerade deswegen ist der jugendlich wirkende Missionar mit dem gewinnenden Lachen sofort zu einem der Medien-Lieblinge beim Kardinalstreffen in Rom geworden.

Neue Kardinäle betonen Rolle des Papstes

Ein eher stiller Star ist der Leiter der vatikanischen Klerus-Behörde, der Südkoreaner Lazzarus You Heung-sik (70). Unter den neuen Kardinälen ist er mit Abstand der "Mächtigste" - ist seine Behörde doch für die disziplinarischen und kirchenrechtlichen Belange von mehr als 330.000 Priestern und Diakonen weltweit zuständig. Freundlich und unaufgeregt stand er den Fragen meist asiatischer Journalisten Rede und Antwort. Längst ist er neben dem philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle (65) zum Gesicht Ostasiens in der römischen Kurie geworden.

Sehr nachgefragt war auch der neue Brasilianer im Kollegium, der deutschstämmige Erzbischof von Manaus, Leonardo Ulrich Steiner (71). Je nach Bedarf auf Portugiesisch, Italienisch oder Deutsch beantwortete er Journalistenfragen zu Ökologie und Parteipolitik, aber auch zu kirchlichen Reizthemen wie synodalen Reformen und Frauendiakonat. Wie die anderen neuen Eminenzen betont auch Steiner die dienende Funktion des Kardinalats und die überragende Rolle des Papstes - sei es in der Ökologie, sei es in der pastoralen Neuausrichtung der Kirche. Der theologische Sound klingt trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten immer wieder ähnlich - von der Mongolei bis nach Amazonien.

Einfluss deutscher Bischöfe nimmt ab

Für die deutschsprachigen Medienvertreter wurde der Brasilianer Steiner rasch zum "Ersatzdeutschen" - zumal die "echten" Deutschen im Kardinalskollegium derzeit weitgehend abgetaucht sind. Ganze drei Deutsche sind derzeit potenzielle Papstwähler, doch jeder von ihnen ist aus einem anderen Grund aktuell wenig präsent: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (66) ist von den langen Querelen im größten deutschen Erzbistum angezählt und hat bereits vor einem halben Jahr dem Papst seinen Rücktritt eingereicht. Eine Entscheidung steht jedoch noch aus.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, früher überall präsent, hat sich seit seinem abgelehnten Rücktrittsgesuch im Juni 2021 aus der Medienöffentlichkeit zurückgezogen. Und der einst mächtige Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller (74), den Papst Franziskus vor fünf Jahren in den Ruhestand schickte, spielt ebenfalls keine wichtige Rolle mehr. Ähnliches gilt für die deutschen Kardinäle in der Ü80-Liga, von denen lediglich Kardinal Walter Kasper (89) mitunter noch als Berater des Papstes und deutscher Bischöfe diskret Einfluss nimmt. (kna)