Karfreitag im Vatikan

Papst erinnert im leeren Petersdom an Tod Jesu

Am Boden ausgestreckt betete Papst Franziskus vor einem mittelalterlichen Kreuz. Die Liturgie wurde dieses Jahr anlässlich der Corona-Pandemie geändert.

Papst Franziskus am Karfreitag (Archiv) © imago images / Ulmer

Vatikanstadt – In einer von Stille und Ernst geprägten Feier hat Papst Franziskus am Karfreitag des Todes Jesu gedacht. Zu Beginn betete er im leeren Petersdom am Boden ausgestreckt vor einem mittelalterlichen Kreuz, das seit dem Pestjahr 1522 in Rom besonders verehrt wird. Wegen der Corona-Pandemie fand der Gottesdienst praktisch ohne Teilnehmer statt. Der Vatikan übertrug die Feier über einen Streaming-Dienst.

Im Mittelpunkt des Karfreitags steht die Erinnerung an das Leiden Jesu und seinen Tod am Kreuz. Aus Anlass der Corona-Pandemie änderte der Vatikan die Liturgie. In die Reihe der zehn großen Karfreitagsfürbitten wurde eine elfte eingefügt; darin beteten Franziskus und die ganze Kirche um Trost und Kraft für Erkrankte und medizinisches Personal sowie um Frieden für die Verstorbenen.

Schweigend vor dem Kruzifix

Die vorgesehene Verehrung des Kreuzes durch Berührung und Kuss führte allein der Papst durch, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Zuvor verharrte er minutenlang schweigend mit gesenktem Kopf vor dem Kruzifix. Dem Gottesdienst wohnten außer Personen mit liturgischen Aufgaben nur rund ein Dutzend Ordensfrauen, Geistliche und Laien in getrennten Bänken bei. Eine Eucharistiefeier fand an diesem Tag nach katholischer Tradition nicht statt.

Der Prediger des Papstes, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, sagte in seiner Ansprache, die Pandemie habe die Menschheit brüsk aus einer "Illusion der Allmacht" gerissen. Zugleich verwahrte er sich gegen eine Deutung solcher Unglücke als göttliche Strafe. "Gott leidet wie jeder Vater und jede Mutter"; er lasse nur der Freiheit des Menschen wie auch der Freiheit der Schöpfung ihren Lauf.

Krise bringt Solidarität zum Vorschein

Die Krise bringe die Solidarität zwischen den Menschen zum Vorschein, betonte Cantalamessa. Das Virus kenne keine Grenzen und habe "alle Barrieren und Unterschiede eingerissen". Die schlimmste "Rezession" wäre, wenn die jetzt gezeigten gemeinsamen Anstrengungen nicht über die Pandemie hinaus Bestand hätten.

Weiter verwies der Kapuziner auf das Mobilisierungspotenzial in der Krise. Jetzt sei es an der Zeit, die "grenzenlosen Ressourcen, die für die Rüstung aufgewendet werden", für Gesundheitsvorsorge, Armutsbekämpfung und ökologische Aufgaben einzusetzen. Damit hinterlasse man der kommenden Generation eine Welt, die "ärmer an Dingen und Geld, aber reicher an Menschlichkeit" sei.

Auch der traditionelle Kreuzweg am späteren Freitagabend erfolgt ohne Teilnahme von Gläubigen. Die Feier, die den Weg Jesu zum Kreuz aus der Sicht heute leidender Menschen betrachtet, wurde vom römischen Kolosseum auf den abgesperrten Petersplatz verlegt. In früheren Jahren zählte die von Kerzen erhellte Zeremonie vor dem antiken Amphitheater zu den stimmungsvollsten Momenten der römischen Osterfeiern. (kna)

Aufgrund der Corona-Pandemie sind die öffentlichen Osterfeierlichkeiten abgesagt. Doch es gibt viele Livestreams. Hier finden Sie eine Auflistung von Angeboten speziell aus dem Erzbistum München und Freising.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Karwoche Corona - Pandemie