Traunstein – Ganz in weiß gekleidet und mit Gummihandschuhen steht Bernd Reinartz hochkonzentriert mitten in einem Wald aus Orgelpfeifen. Der Experte der renommierten Firma Orgelbau Klais aus Bonn intoniert im sogenannten Orgelschrank mit einem Stimmhorn aus Messing die Klanghöhe der einzelnen Töne. Er stimmt sich dabei eng mit dem Kirchenmusiker Manfred Müller ab, der die Töne auf Zuruf auf der Orgeltastatur anspielt. Ton für Ton hat sich auf diese Weise in den letzten Wochen die Klangfarbe für die neue Hauptorgel in der Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein entwickelt. Sie ist einzigartig und individuell auf den barocken Kirchenraum abgestimmt.
Mit einem dreitägigen Orgelfest feiert die Kirchengemeinde vom 15. bis 17. Oktober die Einweihung und Fertigstellung des Papst Benedikt XVI. gewidmeten Orgelwerks in dessen Primizkirche. Rund 1,12 Millionen Euro hat die neue Hauptorgel gekostet, für die der Förderverein St. Oswald seit zehn Jahren Spenden gesammelt hat. Das Geld kam auch über eine Erbschaft zustande, die Stadt Traunstein hat einen großen Zuschuss erteilt und einen Teil hat die Erzdiözese München und Freising übernommen.
Aufwendiger Aufbau
Bereits die technischen Details sind imposant. Rund 2.500 Orgelpfeifen mit einer klingenden Länge von 1,5 Millimetern bis 5,50 Metern mussten eingepasst und passend zueinander gestimmt werden. Nach dem ersten Probeaufbau der Orgel in Bonn mussten die etwa 10.000 Teile nach Traunstein transportiert werden. Dort erfolgte ab Juni der Aufbau nach einem genau ausgeklügelten System. Besonders eindrucksvoll waren dabei die großen Bauteile für die Windkanäle aus Holz. In einem Nebenraum wurde dafür zeitweilig eigens eine kleine Werkstatt eingerichtet. Jede einzelne der Orgelpfeifen musste mit den Ventilen verbunden und im Anschluss einzeln angespielt, herausgeholt, gestimmt und wieder eingebaut werden.