Weltmissionssonntag

Ordensfrau und Missionar in den Weiten Afrikas

Es sind zwei starke und beeindruckende Persönlichkeiten aus Tansania: Schwester Pudentiana und Pfarrer Thomas Brei. Vieles, was sie bei ihrer Arbeit erleben, ist nur schwer auszuhalten. Ans Aufgeben denken beide trotzdem nicht.

Schwester Pudentiana und Pfarrer Thomas Brei zu Besuch in München (Bild: Sankt Michaelsbund/Ertl) © Bild: Sankt Michaelsbund/Ertl

München – Schwester Pudentiana Levina Kirungo wirkt deutlich jünger als ihre 65 Jahre. Vielleicht macht das der Umgang mit ihren hauptsächlich jungen Mitschwestern aus, für die sie als Superiorin ihrer Kongregation der „St. Theresia Schwestern“ wie eine „Mama“ verantwortlich ist. Sie, die selbst mit elf Jahren aus einer kinderreichen Kaffeebauern-Familie ins Kloster ging. „Alles liegt in Gottes Hand. Nur von Gott habe ich all’ meine Kraft“, sagt sie und lacht. Und von dieser braucht die rührige Ordensfrau jede Menge, bei ihrer Arbeit in der Region Bukoba im Norden Tansanias an der Westküste des Viktoriasees.

In den 1990er Jahren kamen aus den Nachbarländern Ruanda, Burundi und Uganda unzählige Bürgerkriegsflüchtlinge hierher, viele Kinder wurden zu Waisen in Folge von HIV und Aids. Schwester Pudentiana – sie ist auch ausgebildete Krankenschwester und Hebamme – setzt sich bis heute für diese Ärmsten der Armen ein. Viel Aufklärungsarbeit über die damals in dieser Gegend unbekannte Krankheit Aids hat sie geleistet, Workshops organisiert.

Dazu kämpft sie auch für Mädchen, die in Tansania aus Tradition oftmals in sehr jungen Jahren, mit 13, bereits verheiratet werden. „Sie haben ein Recht auf eine unbeschwerte Kindheit und Jugend, sie wissen doch gar nicht, was die Rolle einer Mutter alles bedeutet“, so Schwester Pudentiana. In einem von den Schwestern geleiteten Berufsschulzentrum sollen sie lernen und Qualifikationen erwerben, um von ihren späteren Männern nicht völlig abhängig zu sein: „Bildung ist die Voraussetzung, der Schlüssel zur Selbstständigkeit, zur Freiheit.“

Sie brennt für ihre Aufgaben, man spürt es bei ihren Worten. Ihre Motivation, sich für den Nächsten, ihre Mitmenschen zu engagieren, umschreibt sie mit den Worten: „Ein Leben, das nicht geteilt wird, ist sinnlos.“

Arzt für stolze Massai-Krieger

Pfarrer Thomas Brei spricht von ihr voller Bewunderung als „Veteranin der Mission“. Dabei steht der 44-jährige Geistliche, der seinerzeit in Wasserburg am Inn aufwuchs und 2001 in Freising die Priesterweihe empfing, selbst seinen ganzen Mann in der Mission. Der ehemalige Subregens am Münchner Priesterseminar ist nämlich auch studierter Humanmediziner und arbeitet seit dem Jahr 2011 als Missionsarzt und Seelsorger im Auftrag des Erzbistums für die Erzdiözese Arusha am Wasso-Hospital in Loliondo im nördlichen Massai-Gebiet. Es ist eine Gegend, die man aus Safari-Filmen kennt, der Serengeti-Nationalpark und das Ngorongoro-Krater-Reservat sind in der „Nähe“– aber was heißt das schon in einem dünn besiedelten Land, wo man leicht einmal hundert Kilometer über staubige Pisten brettert, ohne einem Menschen zu begegnen.

Die stolzen Massai-Krieger gehören oft zu Breis Patienten. Zuständig ist er als „Organisator, Manager, Finanzier“ für die Entwicklung des 150 Betten und 150 Mitarbeiter zählenden kirchlichen Buschkrankenhauses, das staatlicherseits als Distriktkrankenhaus anerkannt ist. 1964 gründete es der Linzer Pfarrer und Arzt Herbert Watschinger, der es auch 30 Jahre leitete.

„Vieles, was ich hier erlebe, ist schwer auszuhalten – der tägliche Anblick von Leid, die mangelnde medizinische Ausstattung“, sagt Brei. Ein treuer Gefährte sei ihm sein Hund Leo in den weiten Tansanias, auch die Kirchenzeitung als Fenster in die Heimat. Oft fühle er sich „wie in einem Feldlazarett, wo man zusehen muss, wie die Leute sterben“, sagt er ruhig. „Ohne meinen Glauben wäre das alles nicht zu verarbeiten“, ist sich der hochgewachsene hagere Mann sicher. Manchmal habe man ihn auch schon als „Kolonialisten“ beschimpft, wenn er sich wieder für bessere Rahmenbedingungen, für mehr Personal und für die Patienten eingesetzt hätte. Trotzdem sei das Krankenhaus ein Ort der Hoffnung für die Menschen. Und hierfür lohne sich jeder Einsatz. (Florian Ertl)