Gedenken in Fürstenfeldbruck

Olympia-Attentat: Bundespräsident bittet um Vergebung

Bundespräsident Steinmeier hat im Namen Deutschlands um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten bei den Olympischen Spielen 1972 in München gebeten. Das gelte auch für die mangelnde Aufklärung danach, sagte Steinmeier gerichtet an die Hinterbliebenen der elf getöteten Mitglieder der israelischen Mannschaft.

Seit 2017 erinnert eine Gedenkstätte im Olympiapark an die Anschlagsopfer und ihre Biografien. © IMAGO/Revierfoto

Fürstenfeldbruck – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Namen Deutschlands um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten bei den Olympischen Spielen 1972 in München gebeten. Das gelte auch für die mangelnde Aufklärung danach, sagte Steinmeier gerichtet an die Hinterbliebenen der elf getöteten Mitglieder der israelischen Mannschaft. Er sprach am Montag beim Gedenkakt auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck aus Anlass des Olympia-Attentats durch palästinensische Terroristen vor 50 Jahren.

Am frühen Morgen des 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen ins Quartier der israelischen Olympia-Mannschaft ein. Sie töteten zwei Israelis und nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe "Schwarzer September" Gesinnungsgenossen aus der Haft freipressen. Begleitet von Fehleinschätzungen und Pannen missglückte ein Befreiungsversuch in Fürstenfeldbruck. Dabei wurden alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet.

Dreifaches Versagen

Es sei seine Pflicht und sein Bedürfnis, die deutsche Verantwortung zu bekennen, erklärte Steinmeier. Weiter fügte er hinzu: "Möge der heutige Tag dazu führen, dass Sie, die Angehörigen, sich wahrgenommen fühlen in Ihrem Schmerz, dass Sie spüren, dass es uns ernst ist mit unserer Verantwortung."

Damals sei es zu einem dreifachen Versagen gekommen. Das betreffe die Vorbereitung der Spiele und das Sicherheitskonzept sowie die Ereignisse am 5. und 6. September 1972. Das dritte Versagen habe am Tag nach dem Attentat begonnen, nämlich das Schweigen, Verdrängen und Vergessen. Er begrüße es sehr, dass nun eine israelisch-deutsche Historikerkommission eingerichtet werden solle, um mehr Licht in dieses dunkle Kapitel zu bringen.

Jede Form von Antisemitismus bekämpfen

Den Experten komme eine große Verantwortung zu, unterstrich der Bundespräsident. Ihre Arbeit werde vielleicht schmerzhafte, unbequeme Wahrheiten zutage fördern: "Wir müssen die Geschichte von München 1972 aufarbeiten - und auch die Geschichte der Nichtaufarbeitung." Nur wenn die Wahrheit bekannt sei, könne man sich auch zu Fehlern und Versäumnissen bekennen. Dann könne die Wunde, die auch der deutsche Rechtsstaat 1972 davongetragen habe, heilen.

Vor allem aber hätten die Angehörigen ein Recht darauf, endlich die Wahrheit zu erfahren, sagte Steinmeier: Dazu gehöre auch die Antwort auf die Frage, warum sie mit ihrem Leid und Schmerz so lange alleingelassen worden seien. Eine weitere wichtige Lehre aus den Ereignissen vor 50 Jahren sei, jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen. Die Demokratie müsse wehrhaft sein. Freiheit und Sicherheit seien keine Gegensätze, sie bedingten sich gegenseitig.

Einigung erst vor wenigen Tagen

Lange war unklar, ob die Angehörigen der Opfer an der Gedenkveranstaltung teilnehmen werden. Erst vor wenigen Tagen gelang es, eine Einigung zu erzielen. Zu dieser gehört neben der Einrichtung einer Historikerkomission die rechtskonforme Freigabe von Akten sowie die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München. Deren Gesamthöhe beträgt 28 Millionen Euro für die Familien der Opfer. (kna)