Kindergärtnerei Traunstein

Ökologie pur im Kindergarten

Sich nachhaltig um die Schöpfung zu sorgen, das hat sich die Münchner Erzdiözese auf ihre Fahnen geschrieben – ganz besonders wenn es ums Bauen geht. Im neuen katholischen Kindergarten "KinderGärtnerei" in Traunstein wird dieser Vorsatz mit Leben gefüllt.

Ein Bild aus Herbsttagen: Die in Holzbauweise errichtete "KinderGärtnerei" St. Oswald in Traunstein © EOM

Traunstein – Hier ist der Name Programm: In der "KinderGärtnerei" kann jetzt endlich geerntet werden, was die Kinder in den kleinen Gemüsebeeten des weitläufigen Gartens angesät haben. Heute sind die Radieschen dran. "Waschen und dann essen – pur oder auf dem Butterbrot", antwortet Helene auf die Frage, was sie mit dem Gemüse nun anstellt. 

Genießen und dabei etwas über die Schöpfung lernen – das ist ein wichtiger Teil des Konzeptes des katholischen Kindergartens, der im Spätsommer 2021 sein neues Holzgebäude beziehen konnte. Vieles ist frisch angepflanzt und muss noch wachsen. Trotzdem ist die nachhaltige Anlage auch für Leiterin Anita Rehrl ein Gewinn. "Der Holzbau ist schon einzigartig. Viele Eltern oder Gäste sagen, wenn sie reinkommen: ,Bei euch riecht es aber gut nach Holz!'" Zudem sei die zweigeschossige Bauweise ein echtes Highlight für die Kinder, die sich stets freuten, wenn sie mal "nach oben" dürfen.

Jedes Kind hat ein eigenes Beet

89 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden in der "KinderGärtnerei" St. Oswald aktuell in vier Gruppen betreut. Der Neubau des Kindergartens wurde auf dem Campus St. Michael in Traunstein errichtet, der sich in Trägerschaft des gleichnamigen, bekannten Studienseminars befindet. Die Kosten dafür belaufen sich auf 4,2 Millionen Euro. Wie im Finanzbericht 2020 der Erzdiözese nachzulesen ist, verfolgt der in Holzbauweise angelegte Kindergarten ein naturpädagogisches Konzept zum ganzheitlichen Lernen im unmittelbaren Kontakt mit der Natur. Der Garten soll dabei voll und ganz im Mittelpunkt stehen. Die Kinder sollen säen und ernten, alle mit einem eigenen kleinen Beet, mit einer Küche, in der sie ihre Ernte verarbeiten können, und in einem Umfeld, in dem sie Elementares für ihr Leben erfahren.

Die Planungs- und Bauphase des Holzgebäudes hat Hermann Hofstetter, Umweltmanagementbeauftragter im Erzbischöflichen Ordinariat München, begleitet. Der Neubau stehe für eine Abkehr von der Massivbauweise, für eine Abkehr "von Zement, Beton und Steinen". Stattdessen habe man auf natürliche und recycelbare Materialien mit kurzen Lieferketten gesetzt. Das verbaute Holz komme nicht aus Kanada oder China, sondern aus der Region. Bei Kindergärten, die aktuell gebaut werden, könne man sogar Holz aus den Wäldern der Erzdiözese einsetzen, so Hofstetter. Egal ob möglichst plastikfreies Spielzeug für die Kinder, heimische Kräuter im Garten oder eine extensive Dachbegrünung – verschreibt man sich dem Thema Nachhaltigkeit, so erfordert das ein "Rundumpaket", betont der Umweltexperte.

Mehraufwand bei den Holzböden

Auch wenn das Gebäude – zum Beispiel was das Reinigen der echten Holzböden erfordert – einen Mehraufwand mit sich bringt – der Geruch der natürlichen Materialien, die durchdachte Bauweise und die Pädagogik im Einklang mit der Natur machen es wett. Die Kinder nähmen das nachhaltige Konzept eher unterbewusst wahr, so Leiterin Rehrl, für sie sei es vor allem wichtig, dass sie sich wohl fühlen. Und wenn man Helene und ihre Spielkameradinnen bei der Radieschenernte beobachtet, darf man unbedingt davon ausgehen, dass dem so ist. (Andrea Haagn/Klaus Schlaug)