Holocaust-Gedenken

NS-Dokuzentrum zeigt Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos

Das NS-Dokumentationszentrum München präsentiert vom 29. Juni bis 7. Januar 2024 das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos. Unter dem Titel „Wichtiger als unser Leben“ werde diese zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Sammlung gezeigt.

Die Ausstellung widmet sich der Geschichte des Warschauer Ghettos. © KNA

Die Geschichte des Ghettos und des Holocaust werde aus einer „radikalen Innenperspektive“ der jüdischen Bevölkerung erzählt, so Zadoff. Die Schau läuft in Kooperation mit dem Jüdischen Historischen Institut Warschau. Zum Hintergrund: Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen errichteten die deutschen Besatzer 1940 im Zentrum Warschaus ein Ghetto. Dorthin wurde die jüdische Bevölkerung der Stadt und des Umlands zwangsumgesiedelt. Bis zu 460.000 Menschen waren auf rund drei Quadratkilometern zusammengepfercht. Ab 1942 wurden sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert.

Um das Geschehen für die Mit- und Nachwelt zu dokumentieren, initiierte der Historiker Emanuel Ringelblum (1900-1944) eine Sammelaktion im Ghetto: Über 30.000 Blätter - Dokumente des Alltags wie Plakate, Briefe, Bekanntmachungen, Augenzeugenberichte, Tagebücher, Zeichnungen sowie Schulaufsätze und Bonbonpapier - wurden so archiviert. Dieses Archiv gilt laut Ausstellungsankündigung als herausragendes Beispiel jüdischer Selbstbehauptung während der Schoah. Es sei der erste Versuch, den von Deutschen initiierten Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas noch während des Geschehens zu dokumentieren.

Ausstellung zu polnischer Gegenwartskunst

Ergänzend zeigt das NS-Dokuzentrum vom 20. Oktober bis 25. Februar 2024 polnische Gegenwartskunst. Die Künstlerinnen und Künstler setzen sich unter dem Motto „Materializing“ in ihren Werken mit Erinnerungen und materiellen Spuren des Holocaust auseinander. Vom 7. bis 24. September wird zudem eine Installation neuerer Arbeiten der ukrainischen Künstlerin Zhanna Kadyrova präsentiert, die als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entstanden sind.

Mirjam Zadoff übernahm das 2015 eröffnete NS-Dokumentationszentrum vor fünf Jahren. Das Haus versteht sich als Forum des demokratischen Diskurses sowie als Lern- und Erinnerungsort. Seit 2020 ist ein Besuch kostenfrei. Seit Neuestem bietet das Dokuzentrum auch Führungen in Gebärdensprache von eigens ausgebildeten Gehörlosen an. Ziel sind künftig mehr inklusive Führungen für hörende und gehörlose Besucher. (kna)