In Coronazeiten Gold wert

Nonnen haben Riesen-Vorrat Klopapier

Warum brauchen neun Dominikanerinnen aus Bad Wörishofen tausende Rollen Klopapier? Wie tun sie jetzt während der Corona-Krise Gutes damit? Und was halten die Schwestern von Hamsterkäufen?

Franziska Brenner, Priorin des Klosters der Dominikanerinnen in Bad Wörishofen, zeigt den Lagerraum wo noch viele Klopapierrollen auf ihren Einsatz warten. © Christopher Beschnitt/KNA

Bad Wörishofen – Wegen eines kleinen Fehlers haben die Dominikanerinnen aus Bad Wörishofen im Unterallgäu seit Jahrzehnten einen riesigen Klopapier-Vorrat. Jetzt in der Corona-Krise wurde der auf einmal quasi Gold wert, weil plötzlich viele Menschen meinten, Tücher zur Toilettenhygiene horten zu müssen. Wie die Nonnen darauf reagiert haben, erzählt Priorin Franziska Brenner (58) im Interview. Außerdem appelliert sie an Hamsterkäufer.

Schwester Franziska, alle Welt ist auf der Jagd nach Klopapier. Warum Sie nicht?

Franziska Brenner: Wir haben davon schon seit einer halben Ewigkeit ein riesengroßes Lager. Allerdings nicht etwa, weil wir vorausschauend gehortet hätten, um Gottes willen! Nein, das hat zwei andere Gründe. Erstens haben wir vor 15 Jahren unser klösterliches Kurheim aufgegeben, und davon sind tatsächlich noch bis heute jede Menge Rollen übrig; wir sind ja nur zu neunt, da verbrauchen wir nicht so viel. Zweitens ist einem unserer Lieferanten in den 1970er Jahren einmal ein kleines Malheur passiert.

Nämlich welches?

Brenner: Er hat bei einer Klopapier-Bestellung eine Null zu viel notiert. Wie viele Rollen Toilettentücher eigentlich kommen sollten und wie viele dann tatsächlich kamen, weiß ich gar nicht. Jedenfalls haben wir damals die Lieferung dann nicht etwa storniert, sondern einfach trotzdem angenommen, weil wir dachten: Gut, wir werden das alles schon irgendwann aufbrauchen, damals hatten wir ja auch noch den Kurbetrieb. Nun, mit dem Aufbrauchen sind wir bis dato beschäftigt. Auf unserem Speicher unterm Dach stehen zwei richtige Paletten, die Anzahl der Rollen ist sicher vierstellig.

Sie haben jetzt aber einen Weg gefunden, Ihre Vorräte schneller abzubauen.

Brenner: Genau. Wir hamstern das Klopapier nicht - wir wollen's loswerden. Ich habe nämlich in unserer Zeitung gelesen, dass die Tafeln wegen der Corona-Krise Versorgungsschwierigkeiten bekommen. Das hat mich bewegt, denn für die Tafel bei uns im Ort engagieren wir Schwestern uns schon seit Langem. Dann ist mir eingefallen: Mensch Meier, die Bedürftigen müssen es ja wegen all der ausverkauften Regale jetzt besonders schwer haben, gerade an billiges Klopapier zu kommen. Deshalb habe ich einfach mal eine Ladung Klopapier zur Tafel gebracht. Auch, wenn ich mich anfangs ein wenig geniert habe.

Wieso denn das?

Brenner: Na ja, das Papier ist ja schon Jahrzehnte alt und außerdem bloß zweilagig, grau und rau, so was wird heute wohl gar nicht mehr produziert. Aber es ist noch originalverpackt, da ist nichts dran, und es erfüllt seinen Zweck. Jedenfalls wollte ich nicht den Eindruck vermitteln, schlechte Ware für arme Menschen zu bringen. Zum Glück haben die Verantwortlichen der Tafel das auch so gesehen. Sie haben sich sehr über die Lieferung gefreut. Inzwischen habe ich ihnen schon zwei Autoladungen vorbeigebracht.

Sie als Expertin für Klopapier-Vorräte für Generationen: Was denken Sie über das aktuelle Phänomen Hamsterkauf?

Brenner: Es ist schade, wenn die Leute nur auf sich schauen, jetzt, da doch Solidarität gefragt ist. Viele andere kommen dadurch zu kurz, gerade die Schwachen. Das muss doch nicht sein, es reicht doch eigentlich für jeden.

Und wie lange werden Ihre Klopapier-Reserven nun noch halten?

Brenner: Ach, die Rollen werden uns alle überleben! (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie