Buchtipp zu Weihnachten

Nicht nur "heile Welt"

Das Buch "Frauliche Weihnachten" will zum Nachdenken anregen. Wie der Titel schon verrät, stehen dabei weibliche Figuren im Mittelpunkt.

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München - Die Tage werden immer noch kürzer, draußen ist es ungemütlich kalt, nass und windig, die Stimmung eher gedämpft. „Das ist heute nicht anders als früher“, erklärt der Münchner „Turmschreiber“ Alfons Schweiggert. „Doch früher waren mit dieser dunklen Jahreszeit noch ganz andere Ängste verbunden: Wird die Sonne jemals wiederkommen oder wird das ein endloser Winter? Werden wir eine Zukunft haben und wie wird diese sein?“

Die Menschen hätten damals kaum naturwissenschaftliche Kenntnisse gehabt, stattdessen Erklärungen in Mythen, Sagen und im Volksbrauchtum gesucht. Da wurde aus Winterstürmen die „wilde Jagd“, in der die Geister der Lüfte unterwegs waren, um Schaden zu bringen. Und schon im Spätherbst versuchten die „Nebelfrauen“, Wanderer vom Weg abzubringen und ins Verderben zu stürzen. In der Vorweihnachtszeit trifft man laut Überlieferung nicht nur auf heilige Frauen wie Luzia, sondern auch auf ihre böse Doppelgängerin, die „schiache Luz“ (hässliche Luz), die angeblich in der Nacht des 13. Dezember kleine Kinder heimsucht.

Seit 1971 als Autor aktiv

Diese Beispiele finden sich im Buch „Frauliche Weihnachten“, das Alfons Schweiggert gerade im Sankt Michaelsbund (SMB) veröffentlicht hat. „Die Vorweihnachtszeit hat im Volksbrauchtum nicht nur eine heitere Seite, sondern auch eine nachdenkliche“, berichtet der frühere Leiter des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung. Deshalb bringt er in seinem Buch christliche Heilige, aber auch einiges aus dem Bereich des Volksbrauchtums. Seit 1971 ist der studierte Psychologe, Philosoph und Pädagoge Schweiggert als Autor aktiv. Aus seiner Feder stammen unter anderem erfolgreiche Jugendbücher und Biographien.

Nun also ein Band rund um weibliche Figuren der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit. „Bei meinen Recherchen dazu ist mir bewusst geworden, dass Weihnachten mit sehr vielen weiblichen Figuren verknüpft ist. Ohne sie gäbe es das Fest nicht. Deshalb wollte ich eine Hommage an diese Frauen schreiben“, erklärt der 73-Jährige schmunzelnd.

Wenn Jesus als Mädchen geboren wäre...

Dass die Advents- und Weihnachtszeit in seinem Buch nicht nur als „heile Welt“ erscheint, ist von ihm durchaus gewollt. „Weihnachten ist in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zu einem Juxfest verkommen: Kaufen, schenken, umtauschen. Wir haben heuer infolge der Pandemie-Beschränkungen die Chance, nachzudenken, worauf es wirklich ankommt“, betont der Schriftsteller und ergänzt nachdenklich: „Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine Möglichkeit ist, sich zu besinnen und zu erkennen, dass gar nichts selbstverständlich ist, wie wir lange geglaubt haben.“

Schweiggert bringt in seinem Buch viele eigen(willig)e Gedanken und stellt ebensolche Fragen. Etwa die, was geschehen wäre, wenn Jesus als Mädchen zur Welt gekommen wäre. „Wäre Jesus als Mädchen geboren worden, wäre seine Karriere schon bei der Geburt zu Ende gewesen. Die Drei Weisen wären konsterniert gewesen und die Schriftgelehrten hätten ‚Jesa‘ keines Blickes gewürdigt. Wäre sie trotz aller Hindernisse eine Wanderpredigerin geworden, hätte ihr kein Mann zugehört. Und hätte sie es gewagt, die Regeln der Männerherrschaft in Frage zu stellen, dann hätten sich die Herren der Schöpfung nicht nur aufgeregt, sondern kurzen Prozess mit ihr gemacht“, schreibt Schweiggert.

Schalk im Nacken

Manchmal sitzt dem Autor der Schalk im Nacken und man versteht gut, weshalb er in den 1970er-Jahren einen Teil seiner kreativen Berufung als freier Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift „Pardon“ ausgelebt hat. „Überlegen Sie doch mal, was geschehen wäre, wenn statt der Drei Weisen drei ganz normale Frauen zur Krippe gekommen wären. Sie hätten statt Gold, Myrrhe und Weihrauch Geschenke mitgebracht, mit denen ein Kind etwas anfangen kann. Dann hätten sie den Stall aufgeräumt und etwas Warmes gekocht“, erklärt er im Gespräch mit der Münchner Kirchenzeitung (MK). „Ich will die Leserinnen und Leser auch zum Schmunzeln bringen“, erklärt der gebürtige Oberbayer. Sein Buch „Frauliche Weihnachten“ bietet viel Abwechslung, so viel steht fest. Und wenn der eine oder andere Abschnitt die Leserschaft zum Weiterdenken anregt, dann ist Alfons Schweiggert glücklich. (Gabriele Riffert)

Buchtipp

Alfons Schweiggert: "Frauliche Weihnachten"

Warum ist Weihnachten fest in Frauenhand? Nicht nur, weil Frauen Weihnachten mehr lieben als Männer. Schon der Start in den Advent ist weiblich und außerdem wird die Weihnachtszeit von braven Frauen und wilden Weibern nur so bevölkert. Madame Nikolaus ist längst auf dem Vormarsch, aber auch andere coole Gabenbringerinnen. Und die First Ladies der Weihnacht versetzen die Männerwelt ebenso in Erstaunen wie die modernen Weihnachtsgirls und Weihnachtsfrauen. Frauen-Weihnacht ist überall. Kurzum: Weihnachten ist weiblich.

12 € inkl. MwSt.

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Advent & Weihnachten