Papst trennt sich von Kardinal Müller

Neuer Chef der Glaubenskongregation

Papst Franziskus wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängern. Sein Nachfolger ist kein Unbekannter.

Die Personalentscheidung von Papst Franziskus war überraschend. © imago

Rom - Papst Franziskus hat sich überraschend von einem seiner ranghöchsten Mitarbeiter getrennt. Wie der Vatikan am Samstag offiziell bestätigte, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller (69) als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängert. Sie endet nach fünf Jahren fristgerecht am Sonntag. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Franziskus den bisherigen Stellvertreter Müllers, Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ (73). Über die Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus, die Amtszeit des deutschen Präfekten nicht zu verlängern, wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Informationen der Jesuiten-Zeitschrift "America" sollen mehrere Kardinäle Franziskus um eine Entlassung des deutschen Kardinals gebeten haben, weil er sich wiederholt öffentlich von päpstlichen Positionen distanziert habe.

Ladaria gilt als gemäßigt konservativ

Der spanische Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ (73) wurde 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation ernannt. Damit war er zweiter Mann nach dem Präfekten der Behörde und in den vergangenen Jahren Kardinal Müllers wichtigster Mitarbeiter. Als Sekretär hat er die Aufgabe, die tägliche Arbeit der Glaubenskongregation zu koordinieren. Selbstverständlich ist seine Ernennung zum Präfekten durch Franziskus jedoch nicht: Dass ein Sekretär in derselben Behörde zum Leiter aufsteigt, ist im Vatikan selten.

Der auf der Mittelmeerinsel Mallorca geborene Ladaria gehört wie Franziskus dem Jesuitenorden an. In der Öffentlichkeit tritt er selten auf, Interviews gibt er wenige. Der Geistliche gilt als gemäßigt konservativ. Ladaria studierte unter anderem in Frankfurt an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen und spricht gut deutsch.

Vor seiner Berufung in die Führungsetage der Glaubenskongregation war er seit 2004 Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission, die den Vatikan berät. Von 1986 bis 1994 war er Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er seit 1984 Dogmatik lehrte. (kna)