Papst und Vatikan schützen

Neue Schweizergardisten legen Dienstgelöbnis ab

Nach fünfmonatiger Wartezeit fand am 4. Oktober im Vatikan die Vereidigung der neuen Schweizergarde statt. Ein Gelöbnis unter ungewohnten Umständen und mit eindringlichen Worten von Papst Franziskus.

Schweizer Gardisten bei ihrer Vereidigung im Vatikan © imago

Vatikanstadt – Im Vatikan haben am Sonntag 38 Schweizergardisten ihr Dienstgelöbnis abgelegt. Wegen der Corona-Pandemie fand die feierliche Zeremonie im Innenhof des Apostolischen Palasts im engsten Rahmen statt. Auch eine Delegation des Schweizer Bundesrates und der Kantone fehlte in diesem Jahr. Papst Franziskus lobte seine Wachmannschaft in einem spontanen Gruß beim Mittagsgebet als "tüchtige Jungs". Die derzeit 113 Mann zählende Traditionstruppe, die für die Sicherheit im Vatikan und für den Personenschutz des Papstes verantwortlich ist, steht durch die Corona-Krise vor besonderen Herausforderungen.

Vereidigung unter ungewohnten Bedingungen

Wegen des Lockdown im Frühjahr musste die Vereidigung von ihrem gewöhnlichen Termin am 6. Mai auf den Herbst verlegt werden. Auch jetzt unterlag die Feier gewissen Auflagen. So durften nur die Eltern und Geschwister der Rekruten an dem Gelöbnis teilnehmen.

Am Morgen feierten die Schweizergardisten eine Messe im Petersdom mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Als Vertreter von Papst Franziskus wohnte Erzbischof Edgar Pena Parra, Substitut im vatikanischen Staatssekretariat, der Zeremonie am Nachmittag bei. 22 der neuen Gardisten leisteten den Eid in deutscher Sprache, zwölf entsprechend ihrer Herkunft auf Französisch, drei auf Italienisch und einer auf Rätoromanisch. Dabei schworen die Rekruten, dem amtierenden Papst und seinen rechtmäßigen Nachfolgern treu zu dienen und, "wenn es erheischt sein sollte, für Ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben". Dieselben Verpflichtungen gelten darüber hinaus auch gegenüber den Kardinäle für den Zeitraum, in dem der Stuhl des Papstes vakant ist.

Respektvoll, treu und gehorsam

Gardekommandant Christoph Graf erinnerte in seiner Ansprache an Respekt, Treue und Gehorsam als wesentliche Tugenden für den Gardedienst. Das heutige soziale Umfeld mache es nicht immer einfach, der Forderung nach Achtung und Nächstenliebe nachzukommen.

"Provokationen von Extremisten führen leider dazu, dass viele Mitmenschen heutzutage wegen des Glaubens, der Hautfarbe, der politischen oder sexuellen Orientierung verfolgt und sogar umgebracht werden", so Graf. Der Kommandant dankte auch den Eltern und Geschwistern der Rekruten, dass sie die Entscheidung ihres Sohnes und Bruders unterstützten. "Stehen Sie ihm weiterhin bei und beten Sie für ihn."

Dank und Warnung

Am Freitag hatte Papst Franziskus die neuen Schweizergardisten empfangen und sie zu einem Dienst "im Geist der Brüderlichkeit"gemahnt. Bei der Audienz in der Sala Clementina des Apostolischen Palasts dankte er seiner Truppe nicht nur für die Erfüllung der Wach- und Schutzaufgaben, sondern auch für die Art, wie sie ihren Dienst ausübten. Dabei verwies er auf ein Wort der Ordensfrau Mutter Teresa von Kalkutta, "dass wir am Ende des Lebens nicht danach gerichtet werden, wie viel wir getan haben, sondern wie viel Liebe wir hineingesteckt haben".

Mit Bezug auf die historische Bewährungsprobe der Schweizer Söldner am 6. Mai 1527 beim "Sacco di Roma", der Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte, warnte der Papst die jungen Männer vor einer "geistlichen Plünderung". Im heutigen gesellschaftlichen Umfeld seien "viele junge Menschen in Gefahr, sich ihre Seele rauben zu lassen, wenn sie Vorstellungen und Lebensweisen folgen, die nur materielle Wünsche und Bedürfnisse befriedigen".

Franziskus riet den Gardisten, den gut zweijährigen Aufenthalt in Rom als "einzigartige Erfahrung" zu nutzen. Die Stadt sei "reich an Geschichte, Kultur und Glauben", sagte er. "Nehmt daher die Möglichkeiten wahr, die sich euch auftun, und lasst euch kulturell, sprachlich und geistlich bereichern." (kna)

Die päpstliche Schweizergarde


Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates.

 

Mitglied der Garde können nur katholische Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben und einen untadeligen Ruf besitzen. Wer Hellebardier wird, sollte eine Richtgröße von 1,74 Meter haben, muss jünger als 30 Jahre und unverheiratet sein. Länger gediente Gardisten dürfen heiraten.

 

Im Jahr 1505 wurden auf Ersuchen von Papst Julius II. (1503-1513) in Luzern und Zürich die ersten Söldner zu seiner Bewachung rekrutiert. Sie zogen nach Rom und präsentierten sich am 22. Januar 1506 dem Papst. (kna)