Fastenzeit

Neue Gebetsinitiative für Betroffene von Missbrauch

Als Reaktion auf die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens und der damit verbundenen Kirchenaustrittswelle im Süden Deutschlands will eine Initiative von Theologie-Studenten nun in der Fastenzeit für Missbrauchsopfer beten. Eine Initiatorin erklärt, was dahinter steckt.

Im Gebet wolle man das große Leid der Betroffenen vor Gott bringen. © Harald Oppitz/kna

"Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit." – auf diese Aussage aus dem Paulusbrief bezieht sich die Gebetsinitiative für Betroffene sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Im Gebet wolle man das große Leid der Betroffenen vor Gott bringen und in der Fastenzeit eine "Rückbesinnung" auf diesen anregen, betont Theologie-Studentin Meike Mehlert. Sie ist angehende Pastoralreferentin im Erzbistum München und Freising und eine Initiatorin der Aktion.

Auslöser dafür war die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens: "Das Leid vieler Betroffener und die Last der fatalen Fehlentscheidungen von verantwortlicher Stelle und persönlichem Versagen stehen uns deutlich vor Augen", heißt es dazu in einem Flyer der Fastenaktion.

Engagierte Katholiken treten aus

In ihrem Umfeld habe Meike Mehlert erlebt, dass sich auch engagierte Katholiken von der Kirche abwenden und austreten. Deshalb brauche es in der Kirche einen Prozess der Erneuerung. Diese könne nicht aus eigener Kraft geschehen, sondern auf der Basis von Gebet und Umkehr. "Wir leben im Vertrauen auf Gott, der in seiner Kirche handelt", so die 24-Jährige. Die Gebetsinitiative sei ein Ausdruck dieser Überzeugung.

Immer freitags soll deshalb in der Fastenzeit für die Betroffenen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt sowie für die Verantwortungsträger, die mit der Aufarbeitung von Missbrauch betraut sind, gebetet werden. Jeder Gläubige könne sich daran beteiligen. Nach Angaben von Mehlert stoße die Aktion bereits bei vielen Gläubigen, Gruppen und Pfarreien über Bistumsgrenzen hinweg auf Anklang und verbinde verschiedene "kirchenpolitische Richtungen" zu einem Gebetsnetzwerk.

Bischöfe beteiligen sich

Im Bistum Regensburg greift etwa der Gebetskreis "RUACH" die Aktion auf, ebenso Bischof Rudolf Voderholzer, der bei Fastengebetsaktionen an verschiedenen Orten im Bistum den Kreuzweg beten will.  Auch im Bistum Eichstätt knüpft man an die Initiative an und betet vom 3. März bis 7. April immer donnerstags um 19.30 Uhr in der Kapelle des Jugendtagungshauses Schloss Pfünz.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke begrüßt die Aktion: "Diese Gebetsinitiative spricht mir aus dem Herzen und ist zugleich ein ermutigendes Signal." Er freue sich, dass gerade in der aktuellen Lage jungen Menschen ihre Kirche nicht gleichgültig sei. "Sie leiden an und mit ihrer Kirche und vertrauen sich dabei dem an, der alle Wunden heilen kann. Die Erneuerung unserer Kirche beginnt mit der persönlichen Umkehr jedes Getauften und in der Kraft des Geistes Jesu Christi. Beten wir daher mit- und füreinander." (ksc/kna)