100 Tage im Amt

Nachfolgerin von Wolfgang Amadeus Mozart: Judith Trifellner-Spalt ist Domorganistin in Salzburg

Seit September ist Judith Trifellner-Spalt die neue Organistin am Salzburger Dom. Zuvor war sie viele Jahre in Bad Endorf beschäftigt. Ihr neuer Arbeitsplatz hat eine lange Tradition.

Neuer Arbeitsplatz: Seit September ist Judith Trifellner-Spalt die neue Organistin am Salzburger Dom. © Kiderle

Ein ungewohntes Bild: Während Judith Trifellner-Spalt die Raffinessen der Salzburger Domorgel demonstriert, strömen unzählige Touristen am Spieltisch vorbei auf die Orgelbühne. Sie bleiben stehen und lauschen den Klängen der monumentalen Orgel. Manche machen sogar Fotos oder Videos. Das liegt daran, dass der Weg zum Dommuseum über die Orgelempore führt. Deshalb kann Trifellner-Spalt erst abends oder gar nachts üben, wenn sie ungestört sein will. Dessen war sich die 51-Jährige jedoch bewusst, als sie sich im vergangenen Jahr auf die Stelle der Domorganistin bewarb. Schließlich hatte sie hier schon gelegentlich konzertiert. Von den 27 Bewerbern wurden fünf zu Vorspiel und Gespräch eingeladen, seit September dieses Jahres teilt sie sich die Stelle mit ihrem Kollegen Philipp Pelster. Manchmal spielen sie sogar zusammen, denn neben der Hauptinstrumenten verfügt der Dom über sechs weitere bespielbare Orgeln, die zum Beispiel bei den täglichen Mittagskonzerten nach dem 12-Uhr-Läuten zum Klingen gebracht werden. Bei besonderen Konzerten improvisieren sogar fünf Organisten gemeinsam.

Leidenschaft für Musik als Kind entdeckt

Schon als Kind in ihrer Heimat Vorarlberg entdeckte Trifellner-Spalt ihre Leidenschaft für die Musik: Als sie zwölf Jahre alt war, wurde in ihrem Dorf eine Orgel von Rieger gebaut. Da ihr Onkel Pfarrer war, durfte sie an dieser Orgel üben. Ihre erste musikalische Ausbildung erhielt sie am Landeskonservatorium Feldkirch, dann studierte sie am Salzburger Mozarteum Konzertfach Orgel, Kirchenmusik und Klavier. Während ihres Studiensemesters in Frankreich lernte sie die Werke der französischen Romantik „von innen kennen“, wie sie erzählt. Die Kirchenmusik erfüllt sie: „Ich gestalte nicht nur als Organistin die Liturgie, sondern leite auch die Chöre. Das ist mir wichtig, schließlich ist Kirchenmusik immer etwas Gemeinsames.“ Ihren Beruf begreift sie als „Dienst an den Menschen“.

In Salzburg ist sie nicht zum ersten Mal beruflich tätig. Schon während ihres Studiums wirkte die Organistin an der Franziskanerkirche. Am Salzburger Dom schätzt sie die große musikalische Bandbreite: Neben Bach, Alter Musik sowie Werken der deutschen und französischen Romantik ist es ihr wichtig, auch heutige Komponisten aufzuführen. „Lebendige“ Musik habe eben auch ihren Reiz. Neben der Begleitung der Liturgie stehen für Kirchenmusikerin die täglichen Mittagskonzerte, die sie vor allem als touristisches Angebot betrachtet, die Leitung der Chorprobe und Orgelführungen auf der Agenda. 

Organistin braucht Kraft um ein Werk von Bach zu spielen

Die Hauptorgel des Salzburger Doms wurde im Jahre 1704 erstmals geplant und diente damals vornehmlich dem Ein- und Auszug des Bischofs. Im 20. Jahrhundert wurde eine neue Orgel mit 101 Registern geplant. Diese war zwar die größte in der Donaumonarchie, die Windversorgung war jedoch sehr schlecht. Im Zweiten Weltkrieg stürzte die Kuppel ein, weshalb der Dom renoviert werden musste. 1988 erbaute die Schweizer Firma Metzler die neue Orgel mit 60 Registern (Klangfarben), die auf drei Manualen (Tastenreihen) verteilt sind, und 4121 Pfeifen. Das prachtvolle Gehäuse geht sogar noch auf das Entstehungsjahr 1704 zurück, das Rückpositiv (ein Werk der Orgel) wurde erst in den 1980er Jahren gebaut. Die Traktur verläuft mechanisch. Das kann zum Problem werden, denn wenn große Werke aufgeführt werden, braucht es zwei Registranten, die die Register ziehen. Und die sind schwer. Das wird deutlich, während die Organistin ein Werk von Bach spielt. Um die Register zu ziehen, muss sie einiges an Kraft aufwenden.

Arbeit mit Chören war Herzensangelegenheit

Der Klang der Orgel orientiert sich an der Barockzeit, das Schwellwerk, mit dem die Lautstärke reguliert wird, jedoch an der Romantik. Prinzipal- und Zungenregister sorgen für den großen Klang.  Der großen Tradition ist sich die neue Kirchenmusikerin bewusst, schließlich war Wolfgang Amadeus Mozart einer ihrer Vorgänger und hat viele Werke eigens für den Dom geschrieben. „Man spürt die Geschichte des Gotteshauses“, sagt sie. Es erfülle sie „mit großem Respekt und Dankbarkeit“, hier musizieren zu dürfen. Ihr Ziel ist es, „schöne Orgelmusik zu Gottes Ehren“ zu spielen. Sie selbst spielt am liebsten Bach, und das spürt man: Wenn sie in die Tasten greift, strahlen ihre Augen. Gleichzeitig hebt sie aber auch ihr Faible für Musik der französischen Romantik hervor.

Bevor es die Vorarlbergerin ihre Stelle in Salzburg antrat, war sie 22 Jahre lang als Kirchenmusikerin im Pfarrverband Bad Endorf tätig. Neben dem Dienst an der Orgel war ihr dort vor allem die Arbeit mit den Chören wichtig: „Das war eine besonders herzensvolle Aufgabe, die Chöre im Gemeindeleben zu begleiten und an Konzerten mitwirken zu lassen.“ An die Jahre in Bad Endorf denkt sie gerne zurück: „Es war eine ganz schöne, wertvolle Zeit. Ich liebe diesen Dienst an der Gemeinde und es ist mir ein Anliegen, das in gute Hände zu übergeben.“ Doch so ganz geht Trifellner-Spalt der Gemeinde nicht verloren, schließlich wohnt sie weiterhin in Bad Endorf und ist ab und zu auch noch dort auf der Orgelbühne zu erleben.  (Maximilian Lemli, Redakteur beim Sankt Michaelsbund)
 

Der Redakteur
Maximilian Lemli
Münchner Kirchenzeitung
m.lemli@michaelsbund.de