Trennende Mauern

Münchnerin engagiert sich für Frieden im Heiligen Land

Zerbombte Häuser, Grenzmauern durch ehemalige landwirtschaftliche Gebiete - die Lage zwischen Israel und Palästina ist angespannt. Barbara Frua will mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit einen Beitrag zum Frieden leisten.

Barbara Frua vor einem zerbombten Haus in Gaza © Privat

Barbara Frua wurde 2004 in den Ritterorden zum Heiligen Grab von Jerusalem aufgenommen. Vier Jahre später erfüllte sie sich ihren Traum, Jerusalem zu besuchen und auf den Spuren Jesu zu wandeln. Die Faszination für die Region und ihre Bewohner blieb: „Schon ein paar Monate nach meinem ersten Besuch war ich wieder dort. Fast jedes Jahr bin ich zwei- bis dreimal vor Ort.“ Doch längst ist Frua nicht nur zum Vergnügen im Heiligen Land: Schnell beginnt sie, sich in der Medienabteilung des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem als Übersetzerin zu engagieren, und gründet wenig später die Gesellschaft zur Förderung des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem.

Grenzmauer trennt Familien

Zwei Jahre vor Fruas erstem Besuch in Jerusalem beginnt Israel mit dem Bau einer neun Meter hohen Mauer, um sich vor Anschlägen von palästinensischer Seite zu schützen. Das bringt viele Probleme mit sich. „Es ist wahnsinnig schwierig, sich dort zu bewegen. Von Jerusalem nach Betlehem sind es nur elf Kilometer, aber die Reise dorthin ist kaum möglich“, berichtet Frua. Eine christliche Familie wohnt direkt vor der Mauer, was Angst und Beklemmung auslöst.

Ganze Familien und Ländereien wurden „zerschnitten“: Um Verwandte auf der anderen Seite zu besuchen, braucht es eine Genehmigung. Das liegt auch daran, dass die Mauer nicht auf den vereinbarten Grenzen von 1946 gebaut wurde, sondern teilweise bis ins Westjordanland hineinreicht. In Bel Jalal nahe Betlehem wurde eine Grenzmauer gezogen, sodass das Land nicht mehr zu bewirtschaften ist. Früher kamen viele Israelis nach Jerusalem, um Wein einzukaufen oder Betlehem zu besuchen. Jetzt können die Menschen nicht mehr zusammenkommen.

Bürokratische Hürden für Erzdiözese im Heiligen Land

Die Erzdiözese des Heiligen Landes, das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, erstreckt sich über Israel, Palästina, Jordanien und Zypern. Daraus ergeben sich viele Hürden, zum Beispiel braucht es Genehmigungen und Visa, um von einer Seite der Mauer auf die andere zu kommen. In der gesamten Erzdiözese unterstützt die Gesellschaft zur Förderung des Lateinischen Patriarchats Projekte, zum Beispiel Witwen in Palästina, Sommercamps und ein Haus für behinderte Kinder in Jordanien.

Ihr Glaube hilft Frua dabei, mit dem Leid der Menschen im Gazastreifen umzugehen: In Betlehem betete sie mit Einheimischen den Rosenkranz. Das ist für sie selbstverständlich: „Wir müssen dafür beten, dass die Mauern einreißen und die Menschen zueinanderfinden.“ In Erinnerung ist ihr auch der Besuch von Papst Franziskus geblieben, der entgegen dem Protokoll an der Mauer gebetet hat.

Die Lage an den Checkpoints

Als sie Ostern im Heiligen Land verbrachte, besuchte Frua die Palmsonntagsprozession in Jerusalem: „Es war schön, mit den Menschen zu leben und deren Schwierigkeiten mitzuerleben“, erinnert sie sich. Gerade aufgrund dieser Schwierigkeiten ist es Frua wichtig, mehrmals im Jahr bei den Menschen zu sein. Dann passiert sie die Durchlässe der Mauer nicht mit dem Auto, sondern oft zu Fuß: „Ich will den Weg der Menschen gehen“, betont die engagierte Ehrenamtliche. Nur so erlebt sie mit, was die Menschen an den Checkpoints durchmachen. Auch hier fühlt sie Beklemmung und die Angst, etwas falsch zu machen, schließlich werde man an den Checkpoints schnell einmal zurechtgewiesen.

Und dann kam Corona: Seitdem war sie nicht mehr im Heiligen Land. Dabei spitzt sich die Lage immer mehr zu. Frua kann nur von Deutschland aus finanzielle Hilfen koordinieren, aber auch das verhindert nicht, dass den Menschen durch den wegfallenden Tourismus die Arbeitsgrundlage entzogen wird. Die Münchnerin kann nur hoffen, dass sie ab November wieder ins Heilige Land reisen kann, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen. (Maximilian Lemli, Volontär beim Michaelsbund)