Missbrauch und Kirche

Münchner Betroffenenbeirat im Gespräch mit Kardinal Marx

Der Betroffenenbeirat hat gegenüber Kardinal Marx, Generalvikar Klingan und Amtschefin Herrmann "Erkenntnisse und Forderungen" zum Thema Missbrauchs-Aufarbeitung formuliert. Einiges davon sei bereits umgesetzt worden.

Im letzten Jahrzehnt völlig außer Acht gelassen worden sei der Wunsch von Missbrauchs-Betroffenen nach seelsorgerischer Betreuung. © pegbes - stock.adobe.com

München – Der Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising befindet sich im engen Austausch mit Kardinal Reinhard Marx und der Bistumsverwaltung. Wie das im März 2021 konstituierte Gremium in seiner ersten Pressemitteilung am Dienstagabend erklärte, wurden auch der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) Hinweise gegeben. Diese hat im Auftrag des Erzbistums ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauch erstellt, das sie in der kommenden Woche veröffentlichen will.

In gemeinsamen Sitzungen mit Marx, Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann habe der Betroffenenbeirat "Erkenntnisse und Forderungen offen und klar vorgetragen", heißt es in der Mitteilung. Einiges davon sei bereits umgesetzt worden. So sollen die unabhängigen Ansprechpersonen des Ordinariats Antragsteller für Anerkennungsleistungen bei der Unabhängigen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz umfassender unterstützen. Außerdem werde eine neue Website erstellt, auf der nicht nur kirchliche Hilfe, sondern auch traumatherapeutische Angebote und neutrale Ansprechpartner wie die Initiative "Wildwasser" aufgeführt werden sollen.

Wunsch nach seelsorgerischer Begleitung

Im letzten Jahrzehnt völlig außer Acht gelassen worden sei der Wunsch von Betroffenen nach seelsorgerischer Betreuung. Auf Initiative des Gremiums soll daher noch in diesem Jahr ein Seelsorger zur Verfügung stehen, der selbst sexualisierte Gewalt erfahren habe.

Außer dem WSW-Gutachten werde sich der Betroffenenbeirat 2022 auch mit dem aus seiner Sicht "völlig unzureichenden Verfahren zur Anerkennung des Leids" beschäftigen. Dass Betroffene dabei in der Regel nur wenige Tausend Euro erhielten, sei ein zentraler Kritikpunkt in der kirchlichen Aufarbeitung. (kna)