Caritasverband München und Freising

Mit lauter Stimme für die Stillen

Anlässlich des Führungswechsels beim Caritasverband der Erzdiözese hat der neue Direktor Georg Falterbaum die Politik in die Pflicht genommen. Gerade im Bereich der Pflege brauche es "mehr Geld im System".

Der scheidende Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger (rechts) und sein Nachfolger Georg Falterbaum © SMB/Schlaug

München – Pflege, Wohnungen und Kampf gegen Armut. Dafür will sich der neue Direktor des Caritasverbands in der Erzdiözese München und Freising, Georg Falterbaum, einsetzen. Auf einer Pressekonferenz erläuterte er seine Pläne und Forderungen an die Politik.

Zunächst dankte der Diplomkaufmann dem scheidenden Direktor, Prälat Hans Lindenberger, für seinen "prägenden und persönlichen Einsatz für unseren Caritasverband" (wir berichteten). Nicht das Rad neu zu erfinden, sondern die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortzusetzen, sei das Ziel, sagte er. Das Wirken der Caritas müsse weiter so gestaltet werden, dass die Hilfe suchenden Menschen, diese bei aller Professionalität "immer auch als persönliche Nächstenliebe erfahren" . Auch die rund 10.000 Ehrenamtlichen sollen weiter in ihrer Arbeit gestärkt werden.

Pflegekräfte von den Philippinen

Als Caritasdirektor will sich der 54-Jährige mit "lauter Stimme für die eher Stillen artikulieren". Die Schere zwischen Arm und Reich, die Wohnungssituation und der Pflegenotstand würden den sozialen Frieden in Deutschland gefährden. Seine Sorge verband Falterbaum mit Forderungen an die zukünftige Regierung in Berlin. So seien die geplanten zusätzlichen 8.000 Pflegekräfte zwar ein Schritt in die richtige Richtung, für den Münchner Diözesan-Caritasverband würde dies aber nur 20 neue Stellen bedeuten. Zudem kämen auf Stellenausschreibungen für Fachkräfte gerade im Großraum München "sehr wenige Bewerbungen". Deshalb habe der Caritasverband etwa aktuell 25 Fachkräfte auf den Philippinen angeworben, um Lücken in seinen Pflegeeinrichtungen "wieder auffüllen zu können". Die älter werdende Gesellschaft in Deutschland würde auch für die kommenden Jahre mehr Fachkräfte erfordern.

Insgesamt müsse das Image der Pflegeberufe aufpoliert werden. "Wertschätzung drückt sich unter anderem in guter Bezahlung aus", erklärte Falterbaum. Die Caritas gehe mit gutem Beispiel voran, man dürfe allerdings nicht in Wettbewerb mit anderen Anbietern treten. Berufseinstiger erhielten demnach bei der Caritas knapp 2.800 Euro im Monat, nach 15 Jahren seien es rund 3.500.

Soziale Probleme auch in München

Trotz der boomenden Wirtschaft in München und Oberbayern würden die sozialen Probleme wachsen. Allein in der bayerischen Landeshauptstadt leben laut Caritas 22.000 Kinder in Armut und rund 8.600 Menschen – darunter 1.600 Minderjährige – hätten keinen festen Wohnsitz. Für 15.000 Menschen reiche die Rente nicht aus. Es läge an der Politik, dies zu ändern. Zwar freue er sich über die Pläne des designierten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, dem "sozialen Bayern" einen hohen Stellenwert einzuräumen und etwa 2.000 neue Wohnungen zu bauen. Falterbaum bezeichnete dieses Ziel aber auch als wenig ehrgeizig. Zugleich erinnerte er daran, dass Söder als bayerischer Finanzminister 2013 "ohne Not 30.000 bezahlbare GBW-Wohnungen verkauft hat."

Als katholischer Sozialverband werde man sich für eine offene Gesellschaft einsetzen, betonte Falterbaum. Diese solle "durch Humanität, eine gelungene Integration, aber auch gesteuerte Zuwanderung" wieder Zusammenhalt und Solidarität finden. (Thomas Stöppler/ksc)