Willibaldritt in Jesenwang

Mit den Pferden durch die Kirche

Mehr als 300 Pferde und einige Gespanne: Das kleine Dorf Jesenwang bei Fürstenfeldbruck ist am Sonntag das Ziel für zahlreiche Vierbeiner und ihre Besitzer. Die Tradition geht auf ein Versprechen im 18. Jahrhundert zurück.

Der Willibaldritt ist in Europa einmalig. (Bild: Aman) © Aman

Jesenwang - Normalerweise müssen sie draußen bleiben. Aber in der Nähe von Fürstenfeldbruck dürfen auch Pferde in die Kirche, zumindest einmal im Jahr. Am Sonntag ist es wieder soweit: Ross und Reiter holen sich dann beim Willibald-Ritt in Jesenwang den Segen ab – und Reiten danach durch die Kirche. Das ist europaweit einmalig.

Der Willibaldritt geht auf ein Gelöbnis zurück: Jesenwanger Bauern legten es im Jahre 1712 ab. Damals grassierte eine Viehseuche, der hauptsächlich Pferde zum Opfer fielen in Jesenwang und Umgebung. Die Jesenwanger baten den Heiligen Willibald um Hilfe, „Verlobten“ sich mit dem Heiligen, heißt es, woraufhin es keine Vieherkrankungen mehr gegeben haben soll.Der heilige Willibald als Vieh-und Pferdepatron im Brucker Land war geboren.

Mit em Kreuz am Steigbügel

Beim Ritt zu seinen Ehren sind heutzutage an die 300 Reiter mit herausgeputzten Pferden und einige Gespanne dabei. Josef Drexler, vom Freundeskreis St. Willibald organisiert den Ritt schon seit Jahrzehnten mit. Er ist froh, dass in all den Jahren, beim Willibaldsritt noch nie ein Unfall passiert ist. Dazu beigetragen hat vermutlich auch ein spezielles Stirnholzpflaster, das besonders rutschfest und stabil ist.

Früher legten die Jesenwanger die Reitstrecke mit Stroh aus, das nach dem Ritt wieder eingesammelt wurde – und den Pferden ins Futter gemischt. Denn dem Stroh wurde eine heilsame Wirkung nachgesagt. Gefährlich ist das nicht, sagt Leonhard Schmid, der seit mehr als 20 Jahren Ritt anführt. Immer mit dabei das zwei Meter hohe Kreuz. Dafür hat er sich extra eine Halterung an den Steigbügel geschweißt, so dass er das Kreuz mit einer Hand und mit der Anderen die Zügel seiner Stute halten kann. Für ihn ist es jedes Jahr ein ergreifender Moment, wenn er kurz vor der Kirche das Kreuz ablegt, seinen Hut abnimmt, den Segen bekommt und anschließend in die Kirche einreitet.