Kirche to go

Mit dem Bus durch den Pfarrverband

Die Kirche kommt zu den Menschen. Im Pfarrverband München West nimmt man dieses Motto ernst und ist mit einem Kleinbus vor Ort unterwegs.

Der Seelsorgebus im Einsatz: Patoralreferent Johannes van Kruijsbergen steht für ein Gespräch zur Verfügung. © SMB/sschmid

München - Johannes van Kruijsbergen sitzt auf einem Klappstuhl unter dem Sonnendach des Ford Nugget, neben ihm ein kleines Tischchen, auf dem ein Holzkreuz liegt. Er beobachtet die vorbeilaufenden Menschen. Nicht zufällig, der Pastoralreferent ist nicht auf Reisen und der Ford Nugget nicht sein Schlafplatz, sondern der Seelsorgebus des Pfarrverbands München-West. Freundlich lächelt der Pastoralreferent die Passanten an, die an dem Stellplatz neben der Kirche Sankt Lukas am Westkreuz vorbeikommen.

Angebot für alle

Eine ältere Dame mit Kleinkind im Kinderwagen bleibt stehen. "Ich habe gerade meiner Urenkelin die Kirche gezeigt und jetzt habe ich zufällig den Seelsorgebus gesehen und bin auf einen kurzen Ratsch vorbei gekommen. Ich finde das eine schöne Idee, dass die Kirche so etwas anbietet und glaube, dass es gerade in dieser Zeit die Menschen anspricht, denn viele sind einsam", meint die Frau. Eine Erfahrung, die der Seelsorger bestätigt. Eigentlich sollte der Kleinbus an Christi Himmelfahrt bei einem Freiluft-Gottesdienst auf einem Feld auf Münchens Großbaustelle Freiham feierlich eingeweiht werden. Das war jetzt aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, aber ihn jetzt erstmal in der Garage stehen lassen, das wollte der Pastoralreferent nicht. "Wir haben den Bus vor einem Jahr erworben, um Seelsorge vor Ort anbieten zu können. Zu unserem Pfarrverband gehört das Neubaugebiet in Freiham, in dem einmal 30 000 Menschen leben werden", erzählt er.

Bus statt Kirchengebäude

Der Neubau einer Kirche sei erstmal nicht geplant, aber man habe überlegt, wie man als Kirche trotzdem vor Ort sein könne. Dabei sei man auf die Idee eines Seelsorgebusses gekommen. Mit dem könne man herumtouren und immer wieder an anderen Stellen des Pfarrverbands für die Menschen da sein. Vorbild sei ein Schäferwagen im Dekanat Mindelheim gewesen, aber am Rande der Großstadt sei ein motorisiertes Gefährt die bessere Wahl. Hier kann man auch mal drinnen sitzen, in der kleinen Küche einen Tee oder Kaffee für ein gemütliches Gespräch kochen. Gerade ist dies natürlich aufgrund der Abstandsregeln nicht möglich. So muss van Kruijsbergen auf gutes Wetter hoffen, damit er draußen mit den Menschen ins Gespräch kommen kann.

Ehrenamtliche warten auf Einsatz

Eigentlich war geplant, dass Ehrenamtliche ihn unterstützen, aber eine Ausbildung ist für sie gerade nicht möglich. „Wir müssen aber klären, was wir beispielsweise tun, wenn ein Gespräch einmal unangenehm wird. Wie wir uns da unterstützen, wann wir "Stopp" sagen“, erklärt der Pastoralreferent. Monika Obesser, Mitglied des Pfarrgemeinderats in Sankt Lukas, steht schon in den Startlöchern. Sie hat die Idee mitentwickelt und hofft, dass sie auch bald beim Seelsorgebus aktiv werden kann: „Ich finde das eine schöne Sache. Auch Jesus ist zu den Menschen gekommen. Genauso will ich zu den Menschen kommen und sie unterstützen. Ich bin gespannt darauf“, erzählt sie begeistert.

Erste Einsätze

Johannes van Kruijsbergen hat bereits erste Erfahrungen gesammelt. Interessante Erfahrungen. Vor dem Bus sitzen, nicht ein Buch rausholen oder das Handy zücken, sondern einfach einmal dasitzen und abwarten, wer oder was auf ihn zukommt – das war auch für ihn erst mal ungewohnt. Aber er saß nie lange allein da. „Es ist immer anders", erzählt er. "Mal kommen Gemeindemitglieder und obwohl man sich kennt, führt man Gespräche, die man sonst noch nie gehabt habt. Über den Sinn des Lebens und wie es einem damit geht." Ein anderes Mal ist es viel „Laufkundschaft“ – Menschen, die neugierig sind, mit denen es Gespräche über das Wetter, aber auch über die momentane Situation gibt“, erzählt van Kruijsbergen. Er ist offen – nimmt das an, was kommt und hofft, dass bald die Voraussetzungen so sind, dass der Seelsorgebus mehr als zweimal die Woche im Einsatz sein kann – an vielen Standorten und mit vielen Helfern.

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
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