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Mission: 12-köpfige Familie ging nach Südafrika

Vor zwei Jahren packte die Familie ihre Koffer und kehrte Deutschland den Rücken. Von München ging es für sie nach Südafrika, um dort ihren Glauben zu verbreiten. Doch Corona beendete ihre Mission schlagartig.

Auf Mission in Südafrika: Die 12-köpfige Familie Hochhäusler kehrte Deutschland den Rücken. © Familie Hochhäusler

München/Kapstadt – Es ist Oktober 2021 und ich sitze bei der 12-köpfigen Familie Hochhäusler in der Münchner Maxvorstadt in der Küche. Ein Kind kommt nachhause, ein Jugendliche spült ab und Vater Wolfgang Hochhäusler (54) kocht für uns Kaffee. Es ist ein buntes Treiben in der Familie – anders ist das auch bei so vielen Personen kaum vorstellbar.

Tochter wollte in Deutschland bleiben

Im Frühsommer 2018 saß ich hier schon einmal. Damals hatte die Familie Hochhäusler große Pläne. Es sollte in Mission gehen, und zwar nach Südafrika. Das Ziel wurde per Los in Italien bestimmt und die gläubige Familie hatte sich entschlossen, diesen Weg mit Gott zu gehen. „Ich wusste überhaupt nicht, was das bedeutet und konnte es meinen Freunden auch nicht gut erklären, was wir da machen“, erzählt die damals 16-jährige Maria. „Ich war die, die am stärksten hierblieben wollte. Irgendwann waren alle Familienmitglieder so weit, dass sie sagten, wir haben Lust. Ich aber war zu jung, um einfach zu sagen: Ich bleibe hier.“  

Neuanfang in Südafrika: Schule suchen - Job finden

Nach viel Papierkrieg, unzähligen Telefonaten und Mails bezügliche der Visa und einem riesigen Organisationsaufwand, ging es für die Hochhäuslers Ende September 2019 nach Kapstadt. „Es ist nicht so, dass man da einen Masterplan hat und weiß, was man vorhat“, erzählt Papa Wolfgang Hochhäusler. Der Bischof habe gesagt, dass es in der Gegend keine Kirche gäbe und es der geeignete Ort für die Mission der Hochhäuslers sei. Die Familie hatte sich den Ort erst fürchterlich vorgestellt. Aber es zeigte sich, dass dies eine wirklich schöne und relativ sichere Wohnumgebung war. Die ersten Monate hieß es erstmal ankommen und für die Kinder, die damals im Alter von 6 bis 25 Jahren waren, eine Schule, Uni oder Arbeit zu suchen. Auch Mittelschullehrer Wolfgang Hochhäusler musste noch mal ganz von vorne anfangen. Einen Job fand er im Servicecenter einer Schweizer Fluggesellschaft – zusammen mit Menschen aus der ganzen Welt und aus allen Religionen.

Im Alltag über den Glaube sprechen

In Südafrika über den Glauben zu sprechen, war viel einfacher als hier, sagt der Familienvater: „Ich bin täglich eine Stunde mit dem Bus in die Arbeit gefahren. Wenn man in München an Gespräche in U-Bahn oder Bus denkt, dann sind das meist Betrunkene, die einen anquatschen. In Kapstadt hat jeder im Bus mit dem Anderen geredet und man kam dann auch automatisch über den Glauben ins Gespräch.“ Mission im Alltag – eine Erfahrung, alle Hochhäuslers gemacht hat. Bei einer 12-köpfigen Familie sei die Bude immer voll, erzählen sie. Menschen aus der Gemeinde, aus der Nachbarschaft, Schulfreunde und Kollegen gingen auch in Südafrika ein und aus. Zwar wurde beim Barbecue oder den gemeinsamen Hausaufgaben bei Weitem nicht immer über Gott gesprochen, aber Maria sagt, Mission war das trotzdem: „Wenn wir Leute dort erzählt haben,  dass wir alles in Deutschland verlassen haben und nach Kapstadt gegangen sind, war das eine Art Mission. Es hat den Menschen vor Ort geholfen und sie waren überzeugt, wenn eine so große Familie alle Sicherheit aufgibt und ins Ungewisse geht, geht das nur durch Gott.“

Pandemie verhindert Abschied

Auch kleine Gottesdienste feierte die Familie zusammen mit Einheimischen und anderen Missionaren. Bis Corona kam. Das hieß in Südafrika erstmal für alle 12 Familienmitglieder das Haus nicht verlassen und leben auf engstem Raum. An das Abbrechen des Experiments „Mission“ dachte trotzdem keiner. Bis Mitte Mai 2020 die Anweisung vom Bischof kam, das Land zu verlassen. „Das ging alles ganz schnell. Wir hätten keine Krankenversorgung bekommen, wenn wir im Land geblieben wären. Und so hieß es dann, in zwei Wochen ist die letzte Möglichkeit, dass ihr ausgeflogen werdet“, erzählt Wolfgang Hochhäusler. Wenig später saß die Familie mit nur je einem Koffer im Flugzeug nach Rom – ohne sich von Kollegen, Nachbarn und neugewonnen Freunden verabschiedet zu haben. „Das ist nach wie vor ein Trauma“, meint Familienvater Hochhäusler, „die Menschen hatten Hoffnung in uns gesetzt und haben es als Verrat angesehen, dass wir weggegangen sind. Das war sehr schwer für uns, denn wir wollten überhaupt nicht weg, wir wurden dazu gezwungen.“

Kontakt nach Südafrika bleibt

Von Rom aus ging es nach München und von dort in Quarantäne und schließlich drei Monate in eine Notunterkunft nach Niederbayern, denn die Wohnung der Hochhäuslers in der Münchner Maxvorstadt war untervermietet. Vor gut einem Jahr konnte die Familie endlich dorthin zurück. Nun hat sie der Alltag längst wieder. Vater Hochhäusler arbeitet wieder als Lehrer. Der Jüngste besucht die dritte Klasse einer Grundschule, die Ältesten studieren und arbeiten. Maria will in diesem Jahr ihr Abitur machen. Eigentlich war das in Südafrika unmittelbar bevorgestanden, als der Lockdown kam – zurück in München musste sie nochmal zwei Jahre wiederholen. „Das war wirklich blöd, aber ich bereue die Zeit in Südafrika trotzdem nicht. Sie hat mich weitergebracht und reifer gemacht“, meint die 19-Jährige. Kontakte nach Südafrika hat die Familie weiterhin. Mama Ursula Hochhäusler feiert regelmäßig Online-Gottesdienste mit ein paar Frauen aus Südafrika und auch die Kinder stehen im Austausch mit ehemaligen Schulfreunden. „Aber, dass wir so viele Freunde so plötzlich verlassen mussten, hat schon auf eine große Wunde hinterlassen“, erzählt Wolfgang Hochhäusler. Und auch, wenn es für die Familie nicht mehr in Frage kommt, ist er überzeugt: „Familienmission ist die Zukunft der Mission.“

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
s.schmid@michaelsbund.de