Corona-Pandemie

Misereor: Spendenausfälle in Millionenhöhe

Durch die Corona-Krise fehlen dem Hilfswerk wichtige Gelder. Aber Misereor Deutschland Chef Pirmin-Spiegel hat Hoffnung.

In Syrien herrscht seit neun Jahren Krieg. © Imago

München/ Aachen – Fast 10 Millionen Euro drohen Misereor bei der jährlichen Fastenaktion zu fehlen. Grund dafür sind die geltenden Ausgangsbeschränkungen, wie auch die abgesagten Gottesdienste und die damit fehlende Kollekte vom 5. Fastensonntag, bei der traditionell für das Hilfswerk gesammelt wird. Geld das die Projektpartner auf aller Welt und insbesondere in den diesjährigen Partnerländern Syrien und Libanon dringend benötigen. Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von Misereor, Pirmin Spiegel, stellt gegenüber mk online klar, dass die Differenz zum Vorjahr noch nicht abschätzbar sei.

Neben der jährlichen Sonntagskollekte sind bundesweit die meisten Aktionen abgesagt worden. Weder Spendenläufe, Coffeestops noch Trommelreisen konnten wie geplant stattfinden. Insgesamt drei Gruppen von Menschen aus Syrien und Libanon sollten in Deutschland Universitäten, Schulen, Pfarreien und auch die Politik in Berlin besuchen. „Mit der ersten Gruppe hat das noch gut geklappt“, erzählt Spiegel. Aber dann gab es die Ausgangsbeschränkungen und somit ein plötzliches Ende der Besuche. „Wir wurden informiert, dass ein Rückflug in den Libanon immer schwerer wird“, sagt Spiegel. Ab da wurde dann fast alles abgesagt.

Solidaritätstürme bauen

Auch die größte geplante Aktion in Bayern fiel der Krise zum Opfer: In Altötting sollte ein libanesischer Gastbischof eine Messe mit anschließender Tiersegnung feiern und einer Diskussionsrunde zum Thema Frieden im Nahen Osten beiwohnen. Auch die Lesereise des Jesuitenpaters Sami mit Stationen in München, Freising und Regensburg musste ausfallen.

Aber Spiegel hat Hoffnung. Denn es gibt bereits viele kreative Alternativen zu der klassischen Kollekte und den üblichen Aktionen. Statt der Spendenläufe gibt es nun Spendentürme: Kinder drehen nicht mehr Runden auf dem Sportplatz, sondern bauen im heimischen Wohnzimmer Türme. Für jeden Millimeter, den der Turm hoch ist, spendet ein Sponsor eine gewisse Summe.

Spenden statt Reisen

Viele Menschen hätten ihm geschrieben, berichtet Spiegel, dass sie das für den inzwischen abgesagten Osterurlaub gesparte Geld nun spenden wollten.  Andere würden das Geld spenden, dass sie gerade nicht für Kino-, Restaurant- und Theaterbesuche ausgeben können. Und natürliche würden bestimmte Aktionen auch weiter fortgeführt. Wie zum Beispiel „Solibrot“, bei dem für jedes verkaufte Brot ein Teil des Geldes Misereor und damit Menschen in Not zu Gute kommt.

Auch der Aufruf der Deutschen Bischofskonferenz hilft. Die DBK rief dazu auf für Notleidende Menschen in aller Welt an Misereor zu spenden. Durch die Arbeit des Hilfswerks werde Not gelindert und wichtige Beiträge geleistet, um ein friedliches Miteinander in Syrien wieder aufzubauen. „Dafür sind Bildung, gesundheitliche Basisdienste und psychosoziale Begleitung wichtig. Viele traumatisierte Menschen müssen ihre Gewalterfahrungen verarbeiten, um wieder Kraft für die Bewältigung ihres Alltags zu schöpfen und den Blick in die Zukunft richten zu können. Versöhnungsbereitschaft und Vertrauen sollen wieder wachsen“, schreiben die deutschen Bischöfe.

Und die brauchen das dringender denn je. Zwar bestimmt Corona die Schlagzeilen seit Wochen, aber nur weil die Berichte gerade nicht zu lesen sind, geht es niemandem besser. In den Partnerländern der diesjährigen Fastenaktion, Libanon und Syrien, herrscht seit nun neun Jahren Krieg. Aber nicht nur die bekommen Gelder, erklärt Spiegel: „Die Spenden sind letztendlich für die Arbeit von Misereor weltweit. Und zwar in allen Bereichen: Gesundheit, Ernährung, Menschenrechte, Stärkung der Zivilgesellschaft, je nachdem was in den Ländern am dringendsten benötigt wird.“

Das Spendenkonto von Misereor lautet: Misereor, IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10, BIC: GENODED1PAX, Pax-Bank Aachen. Die Spenden können auch an die Pfarrei übermittelt werden. Dabei sollten Umschläge mit dem Hinweis „Spende Misereor“ versehen werden. Auf Wunsch stellt die Pfarrei auch gerne eine Spendenbescheinigung aus.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie