Büchereiarbeit beim Michaelsbund

MINT-Tag: Ermutigung zum Forschergeist

Bereits zum dritten Mal hat die Landesfachstelle für Büchereien und Bildung des Michaelsbundes einen MINT-Tag veranstaltet. Diese Fortbildung für Büchereiteams stand dabei ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Gesundheit.

Andreas Korn-Müller alias Magic Andy bei seiner Zaubershow mit Regina Heinritz vom Michaelsbund © SMB/Schlaug

München – Der Enthusiasmus in der Stimme von Andreas Korn-Müller reißt seine über 60 Zuschauer beim Live-Stream mit: „Und jetzt kommt ein Experiment, das bei den Kindern total beliebt ist. Denn so können sie eigene ‚Popel‘ herstellen, die auch noch gut schmecken“, kichert der Chemiker. Korn-Müller ist unter dem Namen „Magic Andy“ bei vielen Pädagoginnen und Pädagogen bestens bekannt. Schließlich zeigt er per Video Tricks, die Kinder, Jugendliche und manche Erwachsene dafür begeistern, selbst naturwissenschaftliche Experimente durchzuführen. Das ist auch für Büchereiteams hilfreich, wenn sie selbst einen MINT-Tag (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik; Anm. d. Red.) durchführen wollen. Und per Stream offenbart Magic Andy eine ganze Menge davon: Etwa, wie man mit Vollmilch und Pfeffer eine Geheimschrift herstellen kann, oder wie man mit einem Gummihandschuh, Wasser und Brausetabletten eine „Handschuhblume“ kreiert. 

Experimente zum Mit- und Nachmachen

Beeindruckend ist auch das Experiment, das zeigt, wie man mit Hilfe von Bärlapp-Samen Dinge völlig trocken durch Wasser bewegen kann. Der Bärlapp-Samen, so erfahren die aufmerksamen Zuschauer, ist hydrophob. Da hat Wasser keine Chance durchzukommen, wenn etwa ein Finger zuvor in den Samen getaucht wurde. 

Magic Andy hat mittlerweile drei Bücher mit seinen Experimenten veröffentlicht, die dort detailliert beschrieben werden und sich gut zum Nachahmen eignen. Die „Popel“ sind übrigens aus grünen und weißen Gummibärchen gefertigt, die man klein schnippelt und mit Mehl und Wasser zusammenmantscht. Sie schmecken lecker, sehen aber aus wie – na ja, Popel eben. 

Experimente wollen gut vorbereitet sein. Das wird klar, als Kathrin Sackmann, Bildungsreferentin der Initiative Junger Forscherinnen und Forscher, zum eigenen Mittun einlädt. Viele Teilnehmer haben auf ihre Anregung hin einen Eimer, einen Müllsack, einen Luftballon und einen Messbecher bereitgelegt. Anschließend geht es darum, das Volumen des eigenen Atems zu messen. Dazu blasen die Experimentierfreudigen zunächst den Luftballon auf soweit es geht. Diesen halten sie dann in den Eimer, der randvoll mit Wasser gefüllt ist. Der Eimer steht seinerseits im Müllbeutel – und idealerweise noch zusätzlich in der Badewanne. Wenn man nun den Ballon in den Eimer drückt, dann verdrängt er das Wasser. Diese Wassermenge kann man messen und hat dann das eigene Lungenvolumen in Litern. Beim Experiment stellen Teilnehmer fest, dass es gar nicht einfach ist, allein einen Ballon unter Wasser zu drücken. Es gibt geplatzte Luftballons, kleine Überschwemmungen, viel Gelächter. Alle lernen daraus, dass Forschende besser im Team arbeiten und dass dieses Experiment am besten im Sommer im Garten umgesetzt wird.

Aufbau einer Saatgutbibliothek

Workshopwechsel. Sybille Berthold von der Gemeindebücherei Gröbenzell berichtet über die Saatgutbibliothek, die in ihrer Bücherei eingerichtet wurde. Dabei hat die gelernte Gärtnerin an alles gedacht: Wie man zu sortenreinem Saatgut kommt, wie es am besten getrocknet und verpackt wird, wie man Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt macht und wie das Saatgut verteilt wird. Das niedrigschwellige und mittlerweile auch schon ausgezeichnete Angebot der Gemeindebücherei Gröbenzell gibt es seit 2021. Die begeisterten Rückmeldungen aus der Teilnehmerschar zeigen, dass die Idee auch von anderen bald fleißig umgesetzt wird. 

Schließlich stellen Autor Ferdinand Auhser und Physiotherapeutin Gudrun Höllebrand das Bakabu-Projekt zur musikalischen Sprach- und Bewegungsförderung vor, zu dem es bald ein Buch mit Musik und vielen kindgerechten Übungen gibt. Hintergrund ist, dass immer mehr Kinder Probleme mit einfachen Bewegungsabläufen haben. Die spielerisch-musikalische Reise hilft ihnen dabei, sich gut zu bewegen.

Grönemeyer: Vom Ende her denken

Schließlich schaltet sich der Arzt und Buchautor Dietrich Grönemeyer zu. Der Verfasser von „Der kleine Medicus“ – mittlerweile acht Bände – liebt es, für Kinder zu schreiben und ihnen Wissenschaftsthemen spannend nahezubringen. Die Workshopteilnehmer dürfen folgerichtig eine Lesung Grönemeyers aus dem Kleinen Medicus genießen. Schon zuvor gibt es eine Diskussion Grönemeyers mit Claudia Pecher von der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung im Sankt Michaelsbund. Darin erlebt man einen sehr nachdenklichen Dietrich Grönemeyer. Wissensvermittlung sei unverzichtbar, betont der Radiologe und Autor. Zugleich ermutigt er dazu, Forschungsfragen von deren Ende her zu denken. „Ohne Forschung hätte ich keinen Computertomographen. Aber es gäbe auch keine so gefährlichen Waffen, wie wir sie derzeit haben“, gibt er zu bedenken. Forschende und überhaupt alle Menschen seien „vom Verstand her“ gefordert und in Bezug auf ihr Verantwortungsgefühl. (Gabriele Riffert)