Politische Krise

Minsker Erzbischof fordert konstruktiven Dialog in Belarus

Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz spricht sich seit Beginn der Krise in Belarus für einen Runden Tisch aus. Zuletzt war ihm die Einreise in sein Heimatland versagt worden.

Demonstranten halten Bilder des Minsker Erzbischofs Tadeusz Kondrusiewicz, dem die Einreise in sein Land untersagt wurde. © imago images / ITAR-TASS

München – Der Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hält einen breiten Dialog in der Krise in seinem Heimatland Belarus für unbedingt nötig. "Nur wenn alle bereit sind, miteinander konstruktiv zu sprechen, ist ein Ende des Konflikts abzusehen", sagte er auf einer Veranstaltung des online stattfindenden Renovabis-Kongresses. Alle Seiten müssten die Interessen der Bevölkerung in Belarus in den Mittelpunkt stellen und dabei nach moralischen und ethischen Grundsätzen handeln. Derzeit sehe er dazu aber wenig Bereitschaft.

Interreligiösen Beziehungen gestärkt

Die katholische Kirche leiste ihren Teil, indem sie die Probleme in den Gottesdiensten thematisiere und immer wieder auf die Missstände hinweise. Die interreligiösen Beziehungen seien in der Krise enger geworden. "Wir wollen doch alle, dass es den Menschen im Land besser geht, und deswegen sollen und wollen alle an einem Strang ziehen." Wirtschaftlichen Sanktionen gegen Belarus steht der Erzbischof kritisch gegenüber. "Dann leiden nur wieder die Armen der Gesellschaft." Sinnvoller seien politische Maßnahmen.

Die Belarus-Expertin der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Astrid Sahm, äußerte sich ähnlich. Dass die EU die Wahl des Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko nicht anerkannt habe, sei ein erster Schritt. "Es wäre nur konsequent, wenn sie nun auch von ihm unterschriebene Verträge nicht billigt."

Einreise verweigert

Kondrusiewicz befindet sich derzeit in Polen. Ihm war vergangene Woche die Rückkehr in seine Heimat verweigert worden. Am Grenzübergang in Kuznica Bialostocka hatte man ihn laut Mitteilung abgewiesen. Staatspräsident Lukaschenko hatte ihm vorgeworfen, gegen die Interessen der Regierung zu handeln. Bereits zu Beginn der Krise hatte Kondrusiewicz auf einen Runden Tisch gedrängt. Aktuell wartet er immer noch auf die Antwort der Behörden auf seinen Einreise-Antrag.

In Belarus gehören rund zehn Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an. Kondrusiewicz ist seit September 2007 Erzbischof von Minsk. Zuvor hatte er 16 Jahre lang das Erzbistum in Moskau geleitet, 11 Jahre davon als Apostolischer Administrator.

Der Schwerpunkt des Internationalen Kongresses Renovabis liegt auf den Auswirkungen der Corona-Krise. In sieben Online-Foren wollen Teilnehmer und Referenten laut Mitteilung über die Herausforderungen und Veränderungen für Kirche und Gesellschaft debattieren. (kna)