Weihnachten im Einsatz

Militärpfarrer Beszynski über eine besonders stille Nacht

Im Einsatz bleibt den Soldatinnen und Soldaten, weit weg von der Familie und dem normalen Weihnachtswahnsinn, viel Zeit zum Nachdenken - etwa über die Weihnachtsbotschaft. Patrick Beszynski ist sich sicher: auch im Krieg, zwischen Containern und Kriegsgerät, ist Gott anwesend.

Im Kriegsgebiet bekommt die normale Weihnachtsroutine eine neue Bedeutung. © IMAGO / photothek

Die Geburt Christi zu feiern, ist für die meisten von uns zu einer reinen Routine verkommen. Jedes Jahr der gleiche Ablauf. Nach dem Stress und der Hektik der Vorweihnachtszeit gilt es, die Feiertage heil zu überstehen: Essen, Geschenke, noch mehr Essen und dazwischen irgendwo die Christmette oder der Festgottesdienst am ersten Feiertag. Am Ende sind viele froh, wenn alles vorbei ist und man es geschafft hat, sich mit der Familie zu vertragen. Bis zum nächsten Jahr. Weihnachten im Einsatz lässt all dies in eine weite Ferne rücken, so weit weg, dass es einem schon wieder fehlt. Wie schön wäre es da, den ganz normalen Weihnachtsstress mit der Familie und den Freunden teilen zu dürfen.

Sehnsucht nach der Weihnachts-Routine

Stattdessen sitzt man weit entfernt von zuhause an einem unwirklich erscheinenden Ort fest. Natürlich, auch hier versucht man, ein wenig weihnachtliche  Stimmung aufkommen zu lassen. Es gibt ein Weihnachtsessen, die Post und Pakete aus der Heimat, den Gottesdienst mit dem Pfarrer, der von der Geburt Gottes und der Erlösung der Welt spricht … Aber weit entfernt von unseren altvertrauten Weihnachtsroutinen wird die Heilige Nacht für nicht wenige wirklich zur stillen Nacht. Auf alle Fälle zu einer besonderen Angelegenheit, die einen zum Nachdenken anregt über Gott und die Welt. Gott und die Welt – das ist freilich so eine Sache.

Gott ist auch im Krieg anwesend

Das Weihnachtsfest führt uns eindrücklich vor Augen, wie es um unsere Welt bestellt ist. Sie bedarf der Erlösung durch Gott, der Mensch wird, weil es anders nicht mehr geht. Heute genauso wie vor zweitausend Jahren! Wir Menschen haben uns verrannt, verirrt in den Dunkelheiten dieser Welt. Da kann nur noch ein Licht aus der Höhe helfen, das die Finsternis hell werden lässt und Zuversicht und Hoffnung schenkt. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse, die uns nicht zuletzt die Erfahrung des Krieges zu lehren vermag.

Aber Gott wird auch hier für uns Mensch. Gerade hier. In der Stille, in der Einsamkeit der Nacht wird er Mensch. Wie er sich damals nicht zu schade war, in einem Stall unter Bedingungen auf diese Welt zu kommen, die sich die meisten Menschen heutzutage nicht mehr ausmalen können, so will er auch im Camp im Goa oder Kalikouru oder anderswo zwischen Containern und Kriegsgerät in unser Leben treten.

Die Weihnachtsbotschaft ist lebensverändernd

Unter den vielen Heilgenabenden, die man im Leben feiert, wird Weihnachten im Einsatz sicherlich nicht wenigen in Erinnerung bleiben: Als ein besonderer Moment, der erkennen lässt, worum es an Weihnachten geht. Wirklich, ganz konkret und in meinem Leben. Und vielleicht gelingt es, diese Erkenntnis mitzunehmen und hinüberzuretten bei der Rückkehr ins normale Leben: Die Botschaft von Weihnachten ist mehr als eine nette, kleine Geschichte. Sie vermag das Leben zu verwandeln und die Welt zu einem besseren Ort zu machen, wenn wir nur wirklich hinzuhören bereit sind: Gott wird Mensch für uns und in der Dunkelheit erstrahlt ein helles Licht. (Pater Patrick Beszynski OPraem, der Autor leitet die Katholischen Militärpfarrämter Bogen und Cham)