Missionseinsatz in San Juliàn in Bolivien

Messe, Mentalitäten und Maisbier

Seit sieben Monaten ist der Münchner Pfarrer Robert Hof als Missionar in Bolivien. In einer Stadt, die ihn vor eine besondere Herausforderung stellt.

Missionar in Bolivien: Der Münchner Pfarrer Robert Hof mit Ministranten aus San Juliàn © Oficina Misional Robert Hof

„Fang einfach an!“, lautete der Auftrag des zuständigen Bischofs – das hat Robert Hof getan, als er vor sieben Monaten an der Einsatzstelle seiner Mission, dem bolivianischen San Juliàn, angekommen ist. „Die Dienstanweisung ist, alles zu betreuen, was sich auf der linken Seite der Hauptstraße befindet“, erzählt der Münchner Pfarrer im Interview. Auf der rechten Straßenseite gebe es bereits eine katholische Kirche, die allerdings auch nur für die Bewohner dort erreichbar sei. So beginnt Pfarrer Hof jetzt „quasi bei Null“, im Westen San Juliáns eine Pfarrei aufzubauen.

Messe auf der Straße  

So versuche er etwa, an strategischen Orten Treffpunkte zu schaffen, beschreibt der Seelsorger, der bereits von 2008 bis 2015 als Missionar in einer anderen bolivianischen Stadt und anschließend als Pfarrer in der Münchner Herz-Jesu-Kirche tätig war. Eines Tages, hofft er, kann vielleicht eine Kirche als neuer Ortsmittelpunkt gebaut werden. Aber das dauert noch. Erst einmal müssen ein Platz auf der Straße mit Wellblechdach, ein Tisch und eine Gitarre für die Gottesdienste reichen.

Außerdem besucht Hof die Menschen in den Stadtvierteln, wo die pastorale und soziale Infrastruktur noch unterentwickelt ist: „Wir fragen die Leute wie es geht, was ihre Sorgen sind, was sie brauchen“, schildert Hof. „Und wenn es sich ergeben sollte, feiern wir gemeinsam die Messe.“ Immer auch, um hinterher zusammenzubleiben, „ein bisschen zu ratschen und ein Maisbier zu trinken“. So versucht der Pfarrer, Präsenz zu zeigen und seinen Glauben auf einfachem Weg erlebbar zu machen. 

Heimat unter Fremden 

Eine besondere Herausforderung dabei ist die rund 66.000 Einwohner fassende und stetig wachsende Stadt selbst: Durch ein Projekt in den 1980er-Jahren haben sich hier Menschen aus allen Teilen Boliviens angesiedelt. Sie sind hauptsächlich in der Landwirtschaft und den Markthallen tätig und bauen sich in San Juliàn eine neue Existenz auf. Als „Menschen, die einen Neuanfang gewagt haben und wissen, dass sie hart kämpfen müssen, um ihren Lebensstandard zu verbessern“, erlebt Pfarrer Hof die Stadtbewohner. Auch das Zusammenleben so vieler verschiedener Kulturen, Mentalitäten und Sprachen beschreibt er als konfliktreich. In dieser Situation sei es für die meisten gar nicht so naheliegend, die Kirche aufzusuchen. Deshalb muss Pfarrer Hof von sich aus zu den Menschen kommen.  

Sein Anliegen: „Die Menschen sollen sich beheimatet fühlen in der Kirche, denn sie fremdeln ja noch untereinander.“ Kirche soll die Menschen willkommen heißen und ihnen Heimat geben, „sprachlich, kulturell und für ihr Herz“. So ist beispielsweise auch an den vier seitlichen Kirchentüren das Vaterunser in jeweils einer der vier wichtigen Stammessprachen Boliviens – Aymara, Guaraní, Chiquitano und Qechua – angebracht.  

„Schatz in zerbrechlichen Gefäßen“ 

„Wir tragen einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen“ (2 Kor 4,7) – in seiner Tätigkeit als Missionar lässt sich Pfarrer Hof von seinem Primizspruch leiten. „Für mich hat Evangelium immer noch eine Kraft, diese Welt zu ändern und zu heilen. Es bereichert und befreit Menschen und verleiht besonders den Armen eine hohe Würde.“ Mission heißt für ihn, ebendiesen Schatz weiterzugeben.

Dass es ihn dafür ausgerechnet nach Bolivien gezogen hat, liegt an einer großen Liebe für Land und Leute, die ihn seit eines Bolivien-Aufenthalts während seines Studiums nicht mehr losgelassen hat. Er schätzt die Gelassenheit der Menschen, ihre Gastfreundschaft und besonders die Freude am Glauben. „In Deutschland geht uns manchmal diese Leichtigkeit ab, dass man auch nicht so sehr mit dem Kopf glaubt, sondern mit dem Herzen oder auch mit den Füßen.“ Dennoch bewundert er, wie stark die deutsche Kirche in ihrer Gremien- und Laienarbeit aufgebaut sei – und ist „natürlich auch gerne in Bayern.“ Aber als er sich für Bolivien entschieden hatte, sei eher entscheidend gewesen: „Wo kann ich am meisten Gutes bewirken?“ (Hannah Wastlhuber, Volontärin)