Freising – Für Martin Thullner aus Traunstein ist es eine liebgewonnene Tradition: Wenn die Fastenzeit beginnt, geht er für drei Wochen nach Freising. Aber nicht etwa in Fastenexerzitien, sondern um zu unterrichten: Thullner leitet seit 2007 die Überdiözesane Mesnerschule, in der jedes Jahr angehende Mesner aus dem süddeutschen Raum bei einem dreiwöchigen Kurs ausgebildet werden. Mesner – und Mesnerinnen! „Der Frauenanteil im Kurs steigt, heuer sind 22 Männer und neun Frauen dabei“, erzählt Thullner, der selbst Mesner in der Pfarrei Mariä Verkündigung in Haslach (Dekanat Traunstein) ist.
Der Mesner als Notfallmanager
Unter den Teilnehmern finden sich junge Berufsanfänger ebenso wie erfahrene Quereinsteiger, die noch einmal einen Neustart wagen. Den Kurs besuchen darf jeder, der eine Praxiserfahrung von sechs Monaten vorweisen kann und in seiner Pfarrei mindestens 20 Stunden pro Woche im Dienst ist. Handwerker, Akademiker, sogar ehemalige Manager und eben auch immer mehr Frauen entscheiden sich für den Mesnerberuf, der Kompetenzen als Hausmeister und Messdiener, als Techniker und Florist und nicht zuletzt auch als Notfallmanager erfordert. „Die Mesner müssen für Sicherheit in und um die Kirche sorgen. Das betrifft das Verlegen von Kabeln, das Streuen bei Eisglätte und natürlich den Brandschutz“, erklärt Thullner und erinnert sich auch an ernste Situationen: „Man ist auch als Ersthelfer gefragt. Ich habe in meiner Zeit als Mesner mehr als 20-mal den Krankenwagen gerufen, das schlimmste Erlebnis war einmal eine Reanimation während der Erstkommunion – Gott sei Dank ist es gut ausgegangen.“
Von der Bibelkunde bis zum Blumenschmuck
Das Kursprogramm umfasst eine breite Themenpalette: von der Lektorenschulung bis zum Blumenschmuck in der Kirche, von der Verwendung von Kerzen bis zur Betreuung von Turmuhren, von der Denkmalpflege bis zur Einführung in die Bibel – und sogar ein Ausflug auf den Freisinger Domberg zum Zuschneiden der Rosenstöcke ist eingeplant. Viel Theorie, aber auch viel Praxis – und ganz verkehrt ist der Gedanke der Fastenexerzitien dann doch nicht: Der Kursort, das Pallottihaus in Freising, bietet Ruhe und Zurückgezogenheit, ein spirituell geprägtes Umfeld und eine hauseigene Kirche. Außerdem steht den Teilnehmern mit Pfarrer Otto Mittermeier auch ein geistlicher Betreuer zur Seite.
Der Kurs schweißt zusammen
„Versicherungsfragen, technische Auflagen, mehr Vorschriften – die Anforderungen gegenüber früher sind gestiegen“, gibt Schulleiter Thullner zu bedenken. Und Pfarrer Mittermeier ergänzt: „In vielen Kirchen ist der Mesner zu einem seelsorglichen Ansprechpartner geworden. Er ist neben der Pfarrsekretärin oftmals der letzte verbliebene Ansprechpartner, wenn kein Pfarrer mehr da ist.“
Neben allen Herausforderungen des Berufs wird im Gespräch mit Thullner aber auch viel von der Begeisterung deutlich, die ihn für sein Tun erfüllt und im Laufe des Kurses auch auf die Teilnehmer überspringt: „Die drei Kurswochen schweißen zusammen, da entstehen Freundschaften.“ Seit 1970 haben über 1.600 Mesnerinnen und Mesner den Kurs der Überdiözesanen Mesnerschule Freising absolviert. Am Donnerstag, 19. März, nehmen die diesjährigen Absolventen ihre Urkunden entgegen und feiern gemeinsam mit früheren Teilnehmern und Dozenten das 50-jährige Jubiläum der Mesnerschule.