Verständigung zwischen Christen und Juden

Merkel mit Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt

Wegen ihrer außerordentliche Verdienste im christlich-jüdischen Dialog ist die deutsche Bundeskanzelerin ausgezeichnet worden. Der Präsident des Zentralrates der Juden hob dabei die Standfestigkeit von Angela Merkel hervor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden. © IMAGO / epd

Berlin – Für ihren Beitrag zur Verständigung zwischen Christen und Juden ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt worden. Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, dankte Merkel für ihre Standfestigkeit, ihre Solidarität mit Israel, ihr Eintreten für die Religionsfreiheit und ihr Engagement gegen Antisemitismus. Sie habe sich stets für das Miteinander von Religionen und für Israel eingesetzt und aus der historischen Verantwortung Deutschlands heraus gehandelt, sagte Schuster am Dienstag in seiner Rede im Bundeskanzleramt in Berlin.

Die ursprünglich bereits für 2020 geplante Verleihung durch den Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war zweimal coronabedingt verschoben worden.

Mit Gesprächen Vorurteile abbauen

Schuster erinnerte an Merkels Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, im Jahr 2008, in der sie die Sicherheit Israels zur Staatsräson Deutschlands erklärte. Auch hob er ihren Anteil am Gesetz zur Beschneidung hervor, für das sich auch die beiden großen Kirchen eingesetzt hatten. Zudem sei Merkel auch offen gewesen für die Berufung eines Bundesbeauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus. 2019 habe sie sich bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gegen Geschichtsrevisionismus und für den Schutz der Menschenwürde ausgesprochen, betonte Schuster.

Merkel unterstrich die Rolle von Gesprächsbereitschaft. Wer zum Dialog bereit und fähig sei, könne auch dazu beitragen, Vorurteile abzubauen oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. So bemesse sich "auch die Menschlichkeit einer Gesellschaft immer wieder an ihrem Willen zum Dialog". Die Medaille stehe dafür, "wie sehr Verständigung und das Zusammenwirken der Religionen unsere Gesellschaft bereichern", sagte die Kanzlerin.

"Jüdisches Leben in Deutschland zu stärken und zu schützen"

"Jüdische Geschichte und Kultur waren und sind prägend für unser Land", sagte die Kanzlerin. Dies sei alles andere als selbstverständlich, sondern gleiche nach dem von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Zivilisationsbruch der Schoah einem Wunder. "Es ist und bleibt Deutschlands immerwährende Verantwortung, die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen wachzuhalten. Und es ist unsere bleibende Aufgabe, jüdisches Leben in Deutschland zu stärken und zu schützen", mahnte Merkel.

Die seit 1968 vergebene Buber-Rosenzweig-Medaille ist benannt nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929). Mit ihr ausgezeichnet werden Personen, Institutionen oder Initiativen für Verdienste um eine Verständigung zwischen Christen und Juden. Zu den Trägern der Medaille gehören der Geigenvirtuose Yehudi Menuhin (1916-1999), der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015) und Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne). (kna)