Ehrenamt

Mehr Lebensqualität für Sterbende

Menschen beim Sterben begleiten. Dieser Situation wollen viele am liebsten aus dem Weg gehen. Nicht so die ehrenamtlichen Hospizbegleiter der Caritas.

Hospizbegleiter tragen zu einem würdevollen Lebensende der Sterbenden bei. © Caritas München

München – 60 aktive Hospizbegleiter gibt es beim Ambulanten Hospizdienst der Caritas, in Kooperation mit den Barmherzigen Brüdern. Einer von ihnen ist der 68-jährige Rentner Wolfram M. (Name von der Redaktion geändert) aus Schwabing. Vor etwa zwei Jahren hat er sich zum Hospizbegleiter ausbilden lassen. Als Fachkraft für Intensivpflege und Anästhesie und seiner Stelle bei den Barmherzigen Brüdern kannte er die Palliativstation aus seiner aktiven Zeit bereits gut. „Interessiert hat mich die Station und das Thema Tod schon immer. Im Notfall hatte ich auch schon Berührungspunkte mit der Station. Für Außenstehende kann mein Ehrenamt sicherlich gewöhnungsbedürftig sein“, erzählt der Freiwillige.

Begleiter werden intensiv auf ihr Ehrenamt vorbereitet

„Tatsächlich haben viele unserer Ehrenamtlichen vorher selbst in irgendeiner Form positive Erfahrungen mit der Hospizbegleitung gemacht und möchten genau das weitergeben“, erklärt Bettina Pokorny, Gerontologin und Mit-Koordinatorin des Caritas-Hospizdienstes. Bevor für die Interessierten der ehrenamtliche Dienst als Hospizbegleiter beginnt, gibt es ein Auswahlgespräch mit dem Ambulanten Hospizdienst und eine intensive Schulung. „Dieser Kurs soll die Möglichkeit sein, sich mit dem Leben und dem Tod, dem Umgang mit Trauer und Verlust auseinanderzusetzen. Es bleibt auch nicht theoretisch. Von den 120 Stunden Vorbereitung sind 20 Stunden ein Praktikum in der Praxis. Bewältigungsstrategien für die anspruchsvolle Tätigkeit sind ebenfalls ein Thema, auch nach der Ausbildung“, so Pokorny.

Heilfroh über die Unterstützung

Diesen Weg ist Wolfram M. gegangen. Inzwischen begleitet er seinen fünften Patienten: Josef C. (Name von der Redaktion geändert), über 80 Jahre alt, aus dem Nordwesten Münchens. Im vergangenen Jahr lag er ein Dreivierteljahr im Krankenhaus. Fünf Chemos hatte er bereits hinter sich, als er eine sechste Prozedur verweigerte. „Vor Weihnachten ging es meinem Mann so schlecht, da habe ich mir bei den Barmherzigen Brüdern die Palliativstation angesehen“, berichtet seine Ehefrau Marianne C. (Name von der Redaktion geändert), 70 Jahre alt und auf einem Auge stark sehbehindert. „Der Sozialdienst hat alles in die Wege geleitet. Als mein Mann heimkam, war alles da. Das Pflegebett, der Toilettenstuhl – ich bin insgesamt heilfroh über die Unterstützung durch die Barmherzigen Brüder und die Caritas. In so einer Situation ist man normalerweise total hilflos.“ Ohne das Angebot des Hospizdienstes hätte sie versucht, die Situation alleine zu meistern. „Das Loslassen und Abgeben muss man lernen. Ich habe meine Grenzen gesehen und das entschieden.“

Empathie ist für das Ehrenamt wichtig

Heute ist die 70-Jährige dankbar, dass sie das Unterstützungsangebot angenommen hat. „Wenn unser Hospizbegleiter kommt, kann ich mich mal in die Küche zurückziehen. Einen Kaffee trinken, einen Groschenroman lesen – einfach mal abschalten. Herrn Mahler vertraue ich inzwischen blind“, schmunzelt sie. Das sei nicht von Anfang an so gewesen. Aber genau dieser Aspekt sei entscheidend. „Unser Begleiter hat viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Das empfinde ich persönlich als ganz wichtig.“ Die neu gewonnene Zeit, vier Stunden pro Woche, nutzt sie aber auch für Arztbesuche. Demnächst will sie ohne Verpflichtung das Haus verlassen und ihren Mann in die Obhut des Hospizbegleiters geben. Dann will sie mit einer Freundin einen Hamburger essen gehen.

Hilfe tut allen gut

Ihr Mann und Wolfram M. werden diese Zeit nutzen, um gemeinsam Sportsendungen anzusehen. „Zuletzt haben wir uns Olympia angesehen, da braucht es keine vielen Worte. Als Nächstes sind die Paralympics dran. Und das Champions-League-Spiel München gegen Istanbul. Und danach im Juni die Fußball-WM“, während Josef C. erzählt, blüht er regelrecht auf. Es ist spürbar, die Zeit mit dem Hospizbegleiter tut sowohl den Angehörigen, als auch dem Patienten selbst gut. (Valentina Rätz, der Text wurde von der Caritas München zur Verfügung gestellt)

 

Begleiter gesucht

Aktuell werden neue Begleiter gesucht, die schwer erkrankte Frauen und Männer zu Hause oder in Pflegeheimen besuchen. Die neue Schulung beginnt am 2. Mai 2018 und endet am 12. Dezember 2018. Der Kurs ist kostenfrei und findet mittwochs ab 18 Uhr statt. Wer Interesse hat, wendet sich bitte an den Ambulanten Hospizdienst der Caritas.

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Tod und Sterben