Zum Start in den Marienmonat Mai

Marx: Ohne Furcht diese Welt gestalten

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appelliert in Zeiten der Krise an das Grundvertrauen. Misstrauen könnte letztlich zum Bürgerkrieg führen.

Kardinal Reinhard Marx bei der Marienandacht im Münchner Liebfrauendom. © Kiderle

München – Zum Beginn des Marienmonats Mai hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx die Menschen aufgerufen, ein gewisses Grundvertrauen zu haben. Zugleich sollten sie keine überzogenen Erwartungen an den Staat haben, denn dieser sei nicht allmächtig, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstagmorgen bei einem Gottesdienst zu Ehren der Gottesmutter im Münchner Liebfrauendom. Diese wird am 1. Mai besonders als Patrona Bavariae, Schutzfrau Bayerns, verehrt.

"Seit 14 Monaten hält uns die Pandemie im Griff, kein Tag vergeht, ohne dass wir in irgendeiner Weise darüber nachdenken, dass neue Informationen kommen, neue Hoffnung oder neue Hoffnungslosigkeit sich breit macht", stellte der Kardinal die Lebenssituation der Menschen dar. Diese Pandemie lasse einen auch den Staat in einer neuen Perspektive sehen. "Ein wesentlicher Punkt ist ein Grundvertrauen", so die Überzeugung von Marx. Zwar sei der Staat eine menschliche Einrichtung, da sei Vertrauen - im Gegensatz zum Vertrauen auf Gott - nicht grenzenlos und es sei immer wieder zu prüfen.

Vertrauen in Diskussionen und Abstimmungen

"Dass der Staat und die Politik Fehler machen, das wissen wir", so Marx; es gelte jedoch darauf zu vertrauen, "dass wir miteinander unterwegs sind, dass in Diskussionen und Abstimmungen, in der Wissenschaft, in den Parlamenten, in der Öffentlichkeit versucht wird, irgendwie einen gemeinsamen Weg zu gehen und wir nicht einander abgrundtief misstrauen". Ein solch großes Misstrauen "wäre der geistige und dann der wirkliche Bürgerkrieg, der in der Geschichte ja auch immer wieder passiert ist", mahnte der Kardinal.

Christen haben Auftrag in der Krise

Dass das Grundvertrauen ineinander da sein müsse, gelte erst recht, "wenn wir uns als Christen auf den Weg machen, mitten in der Gesellschaft", hob der Erzbischof hervor. Christinnen und Christen hätten ihren Auftrag wahrzunehmen inmitten der Welt, gerade in dieser Krise. Dabei sollten sie auf die Schutzfrau Bayerns schauen. Der Kardinal betonte: "Dieses Land wird geschützt, wenn Menschen da sind, die ohne Angst, mit Mut, die ohne Furcht und mit großer Hoffnung diese Welt gestalten im Blick auf die neue Welt, die uns geschenkt ist in Jesus von Nazareth, dem Sohn Mariens."

Im Marienmonat Mai wird die Gottesmutter in den bayerischen Diözesen traditionell besonders verehrt. Die Gläubigen bitten in Andachten, Gottesdiensten und Wallfahrten um ihre Hilfe und Fürsprache. Papst Benedikt XV. benannte Maria offiziell als Schutzfrau Bayerns. 1917 wurde das Fest der Patrona Bavariae erstmals in allen bayerischen Diözesen begangen. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Der Mai und Maria Corona - Pandemie