Bauer sucht Frau

Marie-Hélène Lafon: Die Annonce

Paul droht als Bauer im Bergland der Auvergne zu vereinsamen. Doch leise und beharrlich, wie er sich auch die Oberhand in der Landwirtschaft der Familie erobert hat, sucht er eine Lösung über eine Kontaktanzeige.

© Philippe Matsas

Es ist ein ruhiges Setting, ein Bauernhof in der Auvergne, eine immer schon dünn besiedelte Gegend, in der die wenigen Bauern, die  noch ausharren zu vereinsamen drohen. Das aber will Paul nicht einfach so hinnehmen, er sieht an seinen Junggesellen-Freunden, dass ihm eine Frau guttäte und wagt den Versuch auf ganz altmodische Art mit einer Annonce in der Rubrik Bekanntschaften. Das passt besser zu  ihm als ein Dating-Portal. Und tatsächlich es meldet sich Annette, ganz aus dem Norden Frankreichs, die tatsächlich mit ihrem elfjährigen Sohn in die Auvergne umsiedelt. Aber auf dem Hof leben auch noch die unverheirateten Onkel von Paul und seine Schwester. Hat die neue Beziehung also Zukunft? Hund Lola jedenfalls ist aufgeschlossen für die Neuen.

Der Roman zeigt die Situation in der französischen Provinz, wo viele sich abgehängt fühlen und verschweigt auch nicht, wie sich manche politisch nach rechts bewegen. Er anaylsiert aber eher indirekt und vorsichtig, nicht mit der kritischen Härte der Berichte aus der Provinz wie sie zuletzt die jungen Wilden Eduard Louis und Didier Eribon veröffentlichten. Eine Ergänzung dieser Romane aus der Land-Perspektive.

Marie-Hélène Lafon lebt zwar seit langem in Paris, blieb aber auch der Provinz in gewisser Weise treu, denn die meisten ihrer immerhin 15  Bücher spielen in der Auvergne, im Cantal wo  Marie-Hélène Lafon als Tochter von Bauern aufgewachsen ist. Eine karge Berglandschaft, die man vielleicht mit dem Harz vergleichen könnte. Mit 18 ging Lafon nach Paris zum Studium, seither lebt sie dort, sie arbeitet als Lehrerin am Gymnasium.  „Die Annonce“ ist ihr erster Roman, der auf Deutsch erscheint, in Frankreich ist er schon 2015 von Arte verfilmt worden.


Buchtipp

Marie-Hélène Lafon: Die Annonce

Rotpunktverlag, 180 S.

22 € inkl. MwSt.

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