Der schönste Aussichtsberg Bayerns

Magnet und Kraftort

Die berühmte Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt auf dem Hohen Peißenberg feiert in diesem Jahr 400-jähriges Jubiläum. Dies wird gefeiert: Höhepunkt ist ein Pontifikalamt am 17. Mai mit Kardinal Reinhard Marx. Die Verantwortlichen hoffen, dass dieser Termin wegen der Corona-Pandemie nicht verschoben werden muss.

Nirgends ist die Aussicht so schön wie vom Hohenpeißenberg. © Kiderle

Rottenbuch – Bis ins Jahr 1514 reichen die Wurzeln der Architektur auf dem Hohen Peißenberg (Dekanat Rottenbuch) zurück: Der Grundstein für den Bau einer spätgotischen Kapelle konnte gelegt werden, nachdem die Menschen den Wunsch äußerten, dort ein Gotteshaus zu errichten. Georg von Pienzenau schenkte der heutigen Gnadenkapelle ein wunderbar geschnitztes Bildnis der Gottesmutter Maria mit dem göttlichen Kind auf dem Schoß aus dem Schongauer Stadtschloss.

Kurz darauf setzte eine Wallfahrt ein, die in Hochzeiten jährlich über 40.000 Wallfahrer anzog und somit den Vergleich mit Grafrath oder Altötting nicht zu scheuen brauchte. Viele Mirakelerzählungen sind überliefert. So liegt es auf der Hand, dass die Kapelle, selbst mit dem nach Westen verlängerten Langhaus, nicht mehr ausreichte. Propst Georg Siesmair von den Chorherren aus Rottenbuch, die die Betreuung der Wallfahrt 1604 übernahmen, und deren Aufgeschlossenheit den aufkommenden Naturwissenschaften gegenüber, die sich in der Anlage des weltweit ältesten Bergobservatorium niederschlägt, ist der Neubau der heutigen Wallfahrtskirche mit erlesenen Kunstwerken zu verdanken.

Ein Wahrzeichen des Pfaffenwinkels

Nachdem die Kirche 1619 fertiggestellt und im Jahr 1620 vom damaligen Fürstbischof von Freising, Veit Adam von Gepeckh, geweiht wurde, kann sie in diesem Jahr auf stolze 400 Jahre zurückschauen.
„Auch wenn sich heute keine Menschenmassen von 30.000 Wallfahrern pro Jahr einfinden, ist die Kirche und das gesamte Ensemble noch immer ein Magnet und Kraftort für viele gläubige Pilger und Besucher aus nah und fern und ein Wahrzeichen des Pfaffenwinkels“ konstatieren Pfarrer Robert Kröpfl und Bürgermeister Thomas Dorsch (CSU).
 

Bis in die heutige Zeit vergeht kein Tag, ohne dass ein Opferlicht angezündet wird und fast kein Tag, an dem nicht Bitten ins Fürbittbuch eingeschrieben werden. Nicht umsonst genießt der Wallfahrtsort ein überregionales Ansehen und Vertrauen. Regelmäßig treffen Gruppen aus ganz Bayern, aus Tirol und aus noch weiter entfernteren Orten ein.

Pünktlich zum Jubiläum präsentiert sich die Sakrallandschaft im schönsten Glanz. Von 2006 – 2012 wurde zunächst die Gnadenkapelle und im Anschluss daran die Wallfahrtskirche bis 2016 grundlegend und mit viel Sachverstand aufwendig renoviert. In diese Zeit fallen auch die Anschaffung eines neuen Glockengeläuts mit fünf neuen Glocken und die Realisierung einer neuen – großzügig disponierten – Orgel. Darüber hinaus konnten noch verschiedene Neuanschaffungen im Bereich der Paramente und Silber- und Goldschmiedekunst getätigt werden.

Abwechslungsreiches Programm

Natürlich wird dieses große Fest auch gebührend gefeiert: „Uns war es wichtig“, betonen Pfarrer Kröpfl, Bürgermeister Dorsch und Rupert Weingartner vom Förderverein, „dass es ein abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Formaten wird!“  Mittelpunkt des Jubeljahres wird sicherlich der Sonntag, 17. Mai, sein:  Kardinal Reinhard Marx hat sein Kommen zugesagt und wird einen festlichen Gottesdienst feiern. Darüber hinaus werden am Sonntag, 19. Juli, der Bischof von Innsbruck, Hermann Glettler, sowie die Weihbischöfe Wolfgang Bischof aus München anlässlich der 70. Gautrachtenwallfahrt am Sonntag, 6. September, und Florian Wörner aus Augsburg zum Erntedankfest am Sonntag, 4. Oktober, erwartet.

Ulrich Fürst ist habilitierter Kunsthistoriker mit Forschungsschwerpunkt im Barock/Rokoko. Am Sonntag, 20. September, bietet er um 16 Uhr eine Experten-Kirchenführung in der Wallfahrtskirche an. Sein geplanter Festvortrag am Sonntag, 22. März, zum Thema: „Peißenberg-Gnadenberg: Heiligtümer in Höhenlage in der Wallfahrtskultur des Barock!“ musste wegen der Corona-Krise leider abgesagt werden.

Konzerte und eine "Wallfahrtsberg-Ralley"

Da seit 2016 die Orgelkonzerte in der Wallfahrtskirche großen Anklang finden, freut sich Pfarrer Kröpfl sehr, dass für das Jubeljahr der Kirchenmusikdirektor des Freisinger Mariendoms, Matthias Egger, ein Konzert für Sonntag, 24. Mai um 16 Uhr zugesagt hat. Das zweite Konzert wird Jürgen Geiger, ein europaweit agierender Organist aus Weilheim, am Kirchweihsonntag, 18. Oktober, bestreiten. Weiter geplant sind ein Mariensingen, ein adventliches Orgelkonzert mit Franz Brannekemper und die Mitwirkung der beiden Kirchenchöre des Pfarrverbandes Peiting-Hohenpeißenberg, um das musikalische Geschehen abzurunden. Zusätzlich soll es eine „Wallfahrtsberg-Rallye“ für Kinder geben.

Und auch die Förderer feiern ein Jubiläum

Neben dem großen Weihefest der Wallfahrtskirche hält das Jahr 2020 auch noch ein zweites Jubiläum bereit: 1995 gründete sich der Förderverein „Freunde der Wallfahrtskirche“, sodass dieser heuer auf 25 Jahre aktives Engagement zum Wohle der Wallfahrtsstätte zurückschauen kann. Ohne das segensreiche Wirken des Vereins unter der umsichtigen und klugen Leitung von Rupert Weingartner und der Spendenbereitschaft der Mitglieder, stünde das Ensemble auf dem Hohen Peißenberg heute sicherlich nicht so strahlend dar. Interessant ist, dass sich die gut 550 Mitglieder nicht aus den umliegenden Gemeinden und Städten kommen, „sondern Mitglieder aus ganz Deutschland, aus Teilen Österreichs, der Schweiz und ein paar Mitglieder aus USA bei uns dabei sind“ freut sich der Vorsitzende Weingartner. „Es wäre schön, wenn sich auch weiterhin neue Mitglieder fänden, damit wir auch für die diversen Herausforderungen der Zukunft gut gewappnet sind.“ Darin sind sich sowohl der Pfarrer, der Bürgermeister und die gesamte Vorstandschaft des Fördervereins einig (Robert Kröpfl, der Autor ist Leiter des Pfarrverbands Peiting-Hohenpeißenberg)