Rosenheim - Es ist Sonntagnachmittag. Die Juli- Sonne scheint und man könnte zum Schwimmen an den See fahren. Andreas Lukas scheint das nicht zu reizen. Er ist an diesem Sommertag für die Motorradstaffel der Malteser in Rosenheim im Einsatz. Der 44-jährige Rettungssanitäter ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und hat ein ehrgeiziges Ziel: Er möchte die Sanitäter auf zwei Rädern zu einer echten Größe im Rettungsdienst machen. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht. Zwei Motorräder besitzt die Staffel schon, und über einen Facebook-Aufruf hat Lukas gerade sechs neue Mitstreiter gewonnen.
Oft schneller als der Rettungswagen
Noch aber hätten die Motorrad-Sanitäter nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen zustehe, erzählt Lukas. Im Rettungsdienstwesen sei die Motorradstaffel immer noch ein „Stiefkind“. Konkret bedeutet das, dass die Rettungs- und Einsatzsanitäter von der Leitstelle nicht direkt angefragt werden. Sie dürfen aber den Funkverkehr mitverfolgen und sich im Falle eines Falles anbieten. Fast immer würde ihre Hilfe gerne angenommen, erzählt der Staffelleiter. Denn mit Motorrädern sei man oft schneller am Einsatzort. Zum Beispiel, wenn auf der Autobahn die Rettungsgasse zu eng ist und der Rettungswagen nur stockend vorankommt. Dann könnten die Motorräder ihre Stärke ausspielen und sich im dichten Verkehr zum Unfallort durchschlängeln. Dort leiste man Erste Hilfe, bis Krankenwagen und Notarzt eintreffen. Ein Motorrad der Rosenheimer Staffel ist sogar geländegängig. Es könne, wenn es darauf ankommt, auch über Feld- oder Waldwege zur Unfallstelle gelangen, erklärt Lukas nicht ohne Stolz.
Ständig Ausschau halten nach Hilfsbedürftigen
An diesem Sonntag bleiben spektakuläre Fahrten aber aus, Routinedienst ist angesagt. Andreas Lukas und sein Kollege Mike Ulbrich machen Kontrollfahrten. Sie steuern zum Beispiel Autobahnparkplätze an, um zu schauen, ob die Brummifahrer medizinische Hilfe brauchen, oder sie ermahnen Autofahrer, die eine Unfallbucht mit einem Parkplatz verwechseln. Egal ob Routine oder Ernstfall: Ulbrich ist wie Lukas ein „Überzeugungstäter“. Obwohl er schon bei der Feuerwehr aktiv ist, hat er sich zusätzlich für die Malteser Motorradstaffel gemeldet. Die Grundhaltung des 50-Jährigen steht wohl für viele der freiwilligen Helfer landauf landab. „Ich habe ein paar Mal Glück gehabt im Leben und finde es wichtig, das auch an die Allgemeinheit zurückzugeben“, erklärt Ulbrich, bevor beide zum Dienstschluss geräuschvoll zur nächsten Eisdiele düsen.