Klimawandel

Lebensmittel im Überfluss?

Die Landesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung Bayern gibt Tipps gegen Lebensmittelverschwendung und regt dazu an, die Corona-Pandemie als "Auszeit für die Erde" zu sehen.

Viele neigen dazu, angebrochene Lebensmittel einfach zurück in den Kühlschrank zu stellen. © imago images - Gottfried Czepluch

Bevor du hier beginnst zu lesen, geh doch mal kurz in die Küche und öffne den Kühlschrank. Lass mich raten: Entweder ist der Kühlschrank völlig überfüllt, sodass du kaum noch frische Lebensmittel nach dem nächsten Einkauf hineinräumen kannst. Oder ihr habt noch einigermaßen genügend Platz für frisches Gemüse, Butter und einen Käse, aber die aktuellen angebrochenen Packungen sollten dringend aufgebraucht werden. Oder die Verpackung des Joghurts und des Frischkäses sind bereits geöffnet, werden kurz kontrolliert und weil diese bereits angeschimmelt sind, fliegen sie kurzerhand in den Müll.

Und leider handelt es sich dabei bei dir um keinen Einzelfall. Denn in den deutschen Privathaushalten landen pro Person und Jahr 80 Kilogramm an Lebensmitteln im Müll. Vermutlich würdest du nun antworten: Nein, so viel werfe ich sicherlich nicht weg. Aber wie gesagt, es ist der Durchschnitt der Privathaushalte und somit ist dieses Thema wohl einigen schon länger bewusst und anderen eher weniger. Um einen Blick über den Tellerrand werfen zu können, muss man nur nach Frankreich schauen. Hier sind seit 2016 die großen Supermärkte verpflichtet, übrige Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum an die Hilfsorganisationen zu spenden. In Deutschland dagegen ist es verboten, solche zu verschenken. Hierbei wird deutlich, dass das politische Handeln auch nötig ist, um einen gewissen Überfluss zu vermeiden. Das eigene Handeln, weniger Lebensmittel zu entsorgen, ist nur bedingt möglich. Leider gibt es dabei im Umgang mit Lebensmitteln und der entsprechenden Wertschätzung noch viel Luft nach oben.

Aktion gegen "Black Friday"

Um darauf aufmerksam zu machen, beteiligte sich die KLJB Bayern an der Social-Media-Aktion „Green Friday“ der Arbeitsgemeinschaft der Landjugend (ArGe Landjugend) des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Hierbei handelte es sich um eine Aktions-Woche gegen den sogenannten „Black Friday“, der vor einigen Jahren aus den USA zu uns schwappte. Im November (23. bis 26.) vergangenen Jahres entstanden wieder Umsätze einiger Unternehmen durch „Black-Friday“-Angebote. In den meisten Medien werden hierbei reißerische Schnäppchen angepriesen, Rabattschlachten und dieser gedankenlose Konsum sollen locken.

Besonders in Zeiten von Klimaschutz und Nachhaltigkeit wollen wir darauf aufmerksam machen, um uns dagegen auszusprechen. Die drei Landjugendverbände in Bayern und der BBV bespielten dazu folgende Themen: Besonders bewarb der BBV saisonale und regionale Produkte. Die Evangelische Landjugend (ELJ) lieferte viele Statements zu den fairen Preisen der Lebensmittel. Die Bayerische Jungbauernschaft (BJB) lobte die Wirtschaften der Dörfer und bewarb die Regional-Regale im Einzelhandel. Und wir, die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) in Bayern, machten mit Videos und Bildern auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam. Insgesamt wollte die ArGe dabei den bewussten Konsum und den nachhaltigen Handel bewerben, damit sich Verbraucher mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln im richtigen Maße versorgen können.

Tipps zur Lebensmittelverwertung

Um die Lebensmittel nicht zu verschwenden, geben wir als KLJB Bayern einige Tipps. Reste-Essen funktioniert häufiger, als man denkt. Als Beispiel dafür, getrocknete Semmeln und Brotreste zu verwerten, wurde bei uns das Rezept der Kartäuserklöße empfohlen. Und wer selbst Obst oder Gemüse im Überfluss hat, sollte sie einmachen und damit länger haltbar machen.

Mit dem aktuellen Projekt der KLJB Bayern „HITZEfrei. Auszeit für die Erde!“ wird allen klar, dass es neben der Lebensmittelverschwendung auch um einige andere Bereiche des Überflusses in der ganzen Welt geht. Zu viele Kleidungsstücke werden unter unfairen Bedingungen produziert und gedankenlos konsumiert, viele Elektrogeräte werden nicht repariert, sondern weggeworfen und neu gekauft, und Flugreisen waren vor Corona für viele Menschen jedes Jahr total normal.

Pandemie als "Auszeit für die Erde" interpretieren

Vielleicht können wir somit die aktuelle, globale Zeit auch nutzen, sie als „Auszeit für die Erde“ zu interpretieren. Sehen wir doch als Christinnen und Christen, dass es nur Mut machen kann, die Welt kurz anzuhalten und ein wenig umzudenken. Fangen wir an und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche der Schöpfungsbewahrung! Beginne zum Beispiel in deiner Küche im Kühlschrank: Sieh die Lebensmittel-Reste als wertvolle Ressourcen und lass sie nicht verderben, bevor es zu spät ist! Kauf bitte nur die Menge an Lebensmitteln, die du im ausreichenden Maß verzehren kannst, denn insgesamt ist weniger doch mehr – und schmeckt auch besser!
(Antonia Kainz, Landvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in Bayern)