Diakon und Bauchredner

Lachen als kleines Evangelium

Patrick Martin ist Bauchredner und Diakon. An seiner Schule bringt er anderen bei, die Puppen in ihren Händen sprechen zu lassen ohne dabei die Lippen zu bewegen.

Mit seinen Puppen ist Bauchredner Patrick Martin selten einer Meinung. © Gahlau

Bamberg – Patrick Martin beginnt seine kurze Rückmeldung grundsätzlich immer erst einmal mit einem Lob. „Die Lippen hast du vollständig stillgehalten und auch die Stimme der Puppe klingt unterschiedlich zu deiner“, reflektiert Martin, der nach eigenen Angaben die erste Bauchrednerschule Europas leitet. Gerade findet die „Probe 1“ statt. Nach knapp drei Tagen in der Bauchrednerschule dürfen die Teilnehmer ihre erlernten Kenntnisse vor den anderen Teilnehmern aufführen. Martin ist neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Bauchredner in seiner Heimatgemeinde in Pegnitz auch noch Diakon mit Zivilberuf.

Lehrer und Schüler duzen sich

Das „Klassenzimmer“ ist in diesem Fall ein Raum der methodistischen Gemeinde in Pegnitz. Ein knappes Dutzend Bauchrednerschüler, vom Jugendlichen bis zum Rentner, vom hohen Norden Deutschlands bis aus Südtirol kommen die Schüler dieses Kurses der Bauchrednerschule, die mehrmals im Jahr an wechselnden Orten stattfindet. Auf einer kleinen Tribüne am Rand des „Klassenzimmers“ sitzen zahlreiche Puppen, die darauf warten, dass sie zum Sprechen kommen. Und noch ein weiterer Unterschied zur normalen Schule: Lehrer und Schüler duzen sich hier.

Mehrere Rollen spielen

Als Bauchredner zu arbeiten oder auch eine Bauchrednerschule zu leiten einerseits und Diakon zu sein andererseits sind für den 52-Jährigen keine zwei Paar Stiefel, sondern für ihn gehört es vielmehr zusammen. Gut die Hälfte seiner Auftritte hat Diakon Martin im kirchlichen Bereich – über Konfessionsgrenzen hinweg. Bei seinen Kursen der Bauchrednerschule bietet Martin eine kurze, knapp 20-minütige Andacht am Morgen vor dem offiziellen Kursbeginn an – freiwillig. Eine kurze Bibelstelle mit Impuls, Fürbitten oder auch anderen spirituellen Elementen. Fast alle Teilnehmer des Bauchrednerkurses stellen dafür ihren Wecker ein bisschen früher.

In Familiengottesdiensten in Pegnitz taucht dann Martin schon einmal mit Puppe auf und die beiden unterhalten sich. Genau das macht für ihn auch den Reiz des Bauchredens aus. „Beim normalen Schauspiel muss man sich für eine Rolle entscheiden. Beim Bauchreden kann ich mehrere Rollen spielen.“

Kindern eine Freude bereiten

Seit 25 Jahren ist der studierte Diplom-Theologe als Bauchredner unterwegs, fast so lange schon auch mit seiner Bauchredner-Schule. Davor war er Novize bei den Bayerischen Kapuzinern und entschied sich dann doch gegen ein Leben im Kloster. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich für die Kurse anmelden, so wie beispielsweise Volker Westphal aus Cuxhaven. Er arbeitet ehrenamtlich für einen Stadtteiltreff mit einem hohen Ausländeranteil. Vor allem für die Arbeit mit Kindern oder auch dementen Personen erhofft sich Westphal auch einen Zugang zu diesen Personengruppen. Mit zwei seiner Kollegen sei er nach Pegnitz gefahren. „Wir waren schon nervös, weil wir nicht wussten, wie das mit dem Bauchreden gehen soll“, erzählt er. „Aber Patrick hat uns die Angst genommen und ist mit uns alles durchgegangen.“ Mit dem nun Erlernten will das Trio auch in Kindertagesstätten gehen und so den Kindern eine Freude bereiten.

Die Pointe muss sitzen

„Lachen ist ein kleines Evangelium“ findet Martin. Und der Humor ist ihm bis heute wichtig. Auf die Frage, wie er denn zum Bauchreden gekommen sei, antwortet er zunächst mit einem Augenzwinkern: „Ich bin eines Morgens aufgewacht, weil mein Bauch gesprochen hat.“ Obwohl Martin die Theaterschule in Konstanz besucht hat, lernte er selbst das Bauchreden im Selbststudium, sozusagen autodidaktisch. Zwar kommt es bei ihm schon auch einmal vor, dass das Frühstücksei in der Unterhaltung mitmischt und sich dagegen wehrt, gegessen zu werden. Aber es sei eben wichtig, dass bei der Unterhaltung Bauchredner und Puppe eben nicht einer Meinung seien, sonst werde es langweilig.

Und wie auch bei anderen Gesprächen komme es eben nicht nur auf die Gestik und die Mimik an, auch die Geschichte müsse passen. „Vor allem die Pointe muss sitzen“, ermuntert Bauchrednerlehrer Martin seine „Schüler.“ Am Ende des Bauchredner-Grundkurses erhalten alle Teilnehmer noch ein „Zeugnis“ und zugleich die Ermunterung: „Ich bin überzeugt, wenn ihr noch ein bisschen probt, wird das richtig gut!“ (Christoph Gahlau ist stellv. Chefredakteur beim Heinrichsblatt in Bamberg)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Fasching