Münchner Forum für Islam

Kundgebung: Aufstehen gegen Hass und Gewalt

Nach dem Terror von Paris hat das Münchner Forum für Islam ein Zeichen gegen Hass und Gewalt gesetzt. Mehrere hundert Menschen, darunter viele Muslime, kamen zu der Kundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz in München. Was evangelische und katholische Vertreter dabei sagten, lesen Sie hier.

Religionsvertreter, darunter der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg mit Alt-Oberbürgermeister Christian Ude bei der Kundgebung des Münchner Forums für Islam (Bild: Kiderle) © Kiderle

München – Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben die Anschläge von Paris verurteilt. "Im Christentum und im Islam ist es Gotteslästerung, wenn man den Namen Gottes verwendet, um Hass und Gewalt zu verbreiten", sagte der evangelische Landesbischof in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag bei einer Kundgebung des Münchner Forums für Islam. Dieses stand unter dem Motto "Steh auf gegen Hass und Gewalt". Nach den Worten des katholischen Bischofsvikars Rupert Graf zu Stolberg darf der Hass, von dem sich die Terroristen hätten leiten lassen, "nicht auf uns überspringen". Gewalt könne nicht mit Gewalt überwunden werden. "Auch verbal sollten wir nicht hochrüsten."

Die Auseinandersetzung mit dem Terror dürfe nicht für einen verschärften Ton in der Flüchtlingsdebatte missbraucht werden, mahnte Stolberg. Für die Menschen, die vor dem islamistischen Terror nach Europa fliehen, muss es seiner Ansicht nach "wie eine Verhöhnung ihres Leids klingen, wenn manche nun lauthals ein Ende der Solidarität mit den Flüchtenden und Verfolgten fordern". Wer dieser Forderung nachgebe, beschere den Terroristen letztlich einen Sieg. Die Antwort auf die Anschläge von Paris müsse stattdessen lauten: "Unsere Solidarität mit den Notleidenden, mit den Opfern von Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung ist unerschütterlich."

Texte unter die Lupe nehmen

Bedford-Strohm riet den Religionsgemeinschaften, sich dazu zu verpflichten, selbstkritisch auf eigene religiöse Traditionen zu schauen. Weiter gelte es, sich mit den Texten auseinanderzusetzen, die für die Ausübung von Gewalt in Anspruch genommen werden. Denn wer wirklich ernst nehme, dass jeder Mensch von Gott eine Würde zugesprochen bekommen habe, "der kann gar nicht anders als diese Geschöpfe Gottes zu achten und ihnen in Not beizustehen", unterstrich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Stolberg sagte, die Anschläge von Paris hätten auf eine der wesentlichen Voraussetzungen der freiheitlichen Gesellschaftsordnung gezielt. Diese laute, "dass unsere Gesellschaft sich nach innen und nach außen solidarisch verhält, dass jeder Mensch bei uns die gleichen Rechte und die gleiche Würde hat, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Religion". Angst, die häufig zu Hass führe, zähle nicht zu den christlichen Tugenden, "wohl aber die Hoffnung, die Zuversicht", so der Bischofsvikar. (kna)