Integration

Kulturdolmetscher erfolgreich gestartet

Malteser und Caritas haben im zurückliegenden Jahr zum ersten Mal im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Sprach- und Kulturmittler ausgebildet. Keine einfache Aufgabe in Corona Zeiten.

Ursula Steiner (re.) übergibt den Teilnehmern die schriftliche Bestätigung, dass sie den Kurs zum Sprach- und Kulturmittler erfolgreich absolviert haben © A. Brücher-Huberova

Wolfratshausen - Beinahe hätte das Coronavirus dem Sprach- und Kulturmittler Projekt von Caritas und Maltesern im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem im Frühjahr etliche Bewerbungen für die ehrenamtliche Tätigkeit eingegangen waren, konnte der Kurs für die zukünftigen Kulturdolmetscher wegen der Abstand- und Hygienevorschriften nur im kleinen Rahmen stattfinden. Acht Migranten, die gut Deutsch sprechen und bestens integriert sind, konnten die Ausbildung schließlich absolvieren. Weitere zehn Bewerber habe man auf den Herbst vertrösten müssen, erzählt Ursula Steiner, die für die Malteser in Wolfratshausen das Projekt leitet. Dann kam der Lockdown light und mit ihm die Entscheidung, den zweiten Kurs ins Frühjahr zu verschieben. Trotzdem sei sie zufrieden, so Steiner, ein Anfang sei gemacht.

Eigene Integrationserfahrung einbringen

Die Idee, dass Zugewanderte Migranten helfen, die sich noch nicht mit den Gepflogenheiten in Deutschland auskennen, habe sie von Anfang an fasziniert. Die Kulturübersetzer könnten aufgrund eigener Integrationserfahrung kulturelle Hürden überwinden helfen und Menschen mit Fluchthintergrund als sprachliche Mittler zur Seite stehen bei der Kommunikation mit Kindergarten, Schule oder Behörden. „Kulturübersetzer sollen grundsätzlich keine professionellen Dolmetscher ersetzen. Ihre Aufgabe ist, bei interkulturellen Problemen zu helfen, oder Migranten bei Bedarf bei den offiziellen Wegen zu begleiten“, erklärt Steiner.

Missverständnisse ausräumen

Bei den frisch ausgebildeten Kulturdolmetschern handelt es sich um fünf Frauen und drei Männer. Sie kommen ursprünglich aus Osteuropa, Afrika und dem Nahen Osten. Sie sprechen insgesamt zehn Sprachen und Dialekte. Einigen von ihnen seien bereits in Schulen und Kindergärten zum Einsatz gekommen. Denn gerade was den Umgang mit Kindern angeht, brächten Migranten oft unterschiedliche Vorstellungen aus ihren Heimatländern mit, erzählt Steiner. Ihnen müsse man unter Umständen erklären, dass es in Deutschland keine Prügelstrafe gibt. Wenn zum Beispiel ein Kind aufgefordert werde, den Anweisungen des Lehrers zu folgen, müsse es das auch tun, ohne weitere strafende Maßnahmen abzuwarten. Umgekehrt erklärten die Kulturmittler den Lehrkräften, wie das Schulsystem in dem Heimatland des Kindes funktioniert, so dass ein gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden kann. Missverständnisse ausräumen sei eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Kulturmittler. Steiner hofft deshalb, dass es nach der Krise noch mehr von ihnen im Landkreis geben wird.

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Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de