Meinung
WLAN in Kirchen

Kontra

In Berlin sollen einige Kirchen mit kostenlosem WLAN ausgestattet werden. Warum das ihrer Meinung nach die Würde des Ortes genauso stört wie Hot Pants, beschreibt Susanne Hornberger, Chefredakteurin der Münchner Kirchenzeitung.

Susanne Hornberger ist Chefredakteurin der Münchner Kirchenzeitung (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Gleich vorweg, dass wir uns richtig verstehen: Ich bin auch ein Handy-, ein News-Junky. Mein Smartphone ist immer mit dabei, wie oft ich es täglich in der Hand habe, ist nicht zu zählen. Ich kommuniziere, recherchiere, sogar auf meinem Nachttisch bleibt es eingeschaltet. Das bringt dieser Beruf so mit sich. Aber umso mehr sehne ich mich nach Orten, wo ich es ausmachen kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen: Also Arztpraxis, Oper, Theater und Kirche. Für mich ein Ort der Ruhe und Einkehr – und des Respekts. Aber da geht es schon los, über die Kleiderauswahl von Kirchenbesuchern kann man schon lange nur noch den Kopf schütteln. An Flip Flops, Hot Pants, Ausschnitte bis zum Bauchnabel lässt sich gut ablesen, wie es diese Gesellschaft mit Respekt, Benimm, Würde, Werten hält.

Und das würde mit WLAN in der Kirche nur noch schlimmer. Hier ein Piepsen oder Klingeln, dort ein Besucher, der in sein Handy bellt, wo er sich gerade befindet. Wunderbar. Sehr spirituell. So lässt sich eben nicht Ruhe und Einkehr finden, so lässt sich nicht in Stille beten, Zwiesprache mit Gott halten. Ich gehe bewusst auch außerhalb von Gottesdiensten in die Kirche: um Gott nahe zu sein, zu beten, Verstorbenen zu gedenken und um vor Stress und Hektik zu fliehen, indem ich diesen unnachahmlichen Geruch aus Weihrauch, Weite und Geschichte einsauge, indem ich meine Blicke schweifen lasse über Kreuz, Kunstwerke, Engel. In der Kirche fühle ich mich geborgen, beschützt. Und genau hier will ich auf keinen Fall belästigt werden von ständig piepsenden Smartphones, will nicht umgerannt werden von Menschen, deren Nase an selbigen pappen und die deshalb die reale Welt nur durch das Auge ihres Handys sehen. Und das Argument, man könne dank WLAN vor Ort Wissenswertes über das Gotteshaus im Netz abrufen, dem darf getrost ein Reiseführer ans Herz gelegt werden. Alles andere, was wichtig erscheint, kann man draußen, vor dem Gotteshaus, im Internet abrufen.