Pater Friedrich über Gottes Segen

Komm, Herr, segne uns!

Schon als Kind hat Salesianerpater Alfons Friedrich von seiner Oma gelernt, was der Segen bedeutet. Wie wir aus diesem Hoffnung und Geborgenheit schöpfen können, beschreibt er in seinem Impuls.

"In diesen Augenblicken war ich mir sicher, dass alles gut wird." © Halfpoint - stock.adobe.com

„An Gottes Segen ist alles gelegen!“ So lehrte mich einst meine Oma, wenn sie am Abend vor dem Schlafengehen mir ein Kreuzzeichen auf die Stirn machte. Ich liebte diesen Moment, war er doch jeden Tag ein ganz besonderer: Zuwendung, Nähe, Geborgenheit, Ruhe und Kraft gleichsam gingen von der Zeichenhandlung und den Worten meiner Oma auf mich über. In diesen Augenblicken war ich mir sicher, dass alles gut wird.

Dass ich damit bereits die Grundzüge eines systematischtheologischen Verständnisses von Segen erfahren hatte, war mir als Kind noch nicht bewusst. Aber die tiefe Zuversicht, dass alles gut wird, knüpft an das schöpfungstheologische Verständnis an, dass Segen „Ursprung und Inbegriff der Vorsehung Gottes für seine Geschöpfe“ ist (Rupert Berger, Segen/Segnung in LThK Bd 9, 394–399). Im Segen Gottes wird alles Leben bejaht und anerkannt, bekommt der Mensch seine Identität, tritt er mit anderen Gesegneten und der ganzen Schöpfung in eine Solidargemeinschaft. In Jesus wird diese Zuwendung Gottes sichtbarer, denn durch den Tod und die Auferstehung des Sohnes wird Erlösung und Heil allen zuteil, die sich dieser Zuwendung Gottes öffnen. Durch die Taufe habe ich Anteil an diesem Gott und an dieser Heilszusage bekommen.

Segen stärkt göttliche Lebenskraft

In jedem Segen „des Vaters – des Schöpfers allen Daseins, und des Sohnes – des Retters und Erlösers, und des Heiligen Geistes – des Kraftgebers und Begleiters“ wird mir immer wieder neu die göttliche Lebenskraft zugesprochen. Alles, wonach ich mich als Mensch sehne, kann ich in meinem Gott entdecken. Ich muss mich jedoch dafür öffnen oder zumindest bereit sein, mich meinem Gott glaubend zu überlassen.

Bei Taufgesprächen erlebe ich immer wieder, dass Eltern für die Taufe ihres Kindes die Geschichte „Jesus segnet die Kinder“ (Mk 10,13-16) auswählen. Sie begründen es mit dem Wunsch, dass Gott ihr Kind beschützen möge, dass alles gut wird. Hier konkretisiert sich diese tiefe Sehnsucht nach Heil und Sicherheit, die ich als glaubender Mensch für mich und andere erbitte. In der Taufe wird diese Heilshoffnung erfüllt, wenn mit dem Sprechen der Taufformel und dem Übergießen des geweihten Wassers dem Taufbewerber neues Leben, Rechtfertigung und Heil sowie die Gabe des Heiligen Geistes geschenkt werden. Jedes Mal, wenn ich mich bekreuzige oder den Segen erhalte, werde ich an dieses Ereignis erinnert. Diese Erfahrung drängt mich dazu, den Segen weiterzugeben, anderen durch das eigene Handeln und Tun im Sinne unseres guten Gottes Heil zuzusagen und zu schenken.

Auch Messfeiern drücken Heilszusage Gottes aus

So ist es auch in jedem Gottesdienst, der mit einer Segnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließt: Erneut wird die Heilszusage Gottes ausgedrückt und führt und ermutigt alle zur Sendung. In Zeiten der Corona-Pandemie haben wir viele Gottesdienste nur in einem kleinen Kreis oder im Rahmen einer Radioübertragung ohne Mitfeiernde gestalten können. Auch beim Segen konnte man fast keinem der sonst gegenwärtigen Gottesdienstteilnehmer in die Augen schauen. Aber gerade die abschließende Segnung weitet den Blick und schließt alle ein, die zur Gemeinde gehören oder sich mit ihr verbunden wissen. Der Segen des dreifaltigen Gottes entlässt uns verändert und bestärkt in die Wirklichkeit des Alltags mit allen Herausforderungen und Chancen!

Besonders schön und deutlich wird dies in einem Lied von Dieter Trautwein aus dem Jahre 1978, das heute in vielen Gottesdiensten vor dem Segen gesungen wird: „Komm, Herr, segne uns“ (GL 451). Trautwein versteht es, in seinem Text viele Bilder des Trostes, der Hoffnung, der Geborgenheit und der Bestärkung aufzugreifen, die dem Singenden und Betenden Raum lassen, sie mit den eigenen Ideen und Wünschen zu füllen. „Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen. Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.“ Die in der ersten Strophe angesprochene Gemeinschaft ist aufgefordert, den Segen zu teilen, Frieden zu stiften (zweite und dritte Strophe) und stets bereit zu sein, sich zu Gott zu bekennen, da wir nie allein sind (vierte Strophe). So werden wir ausgestattet mit dem Segen, um in der Alltagswelt das zu leben, was wir im Gottesdienst gefeiert haben.

An Gottes Segen ist alles gelegen! – Was einst schon meiner Oma durch schwere Zeiten hindurchhalf, das gilt auch heute angesichts nicht nur der Corona-Pandemie. Vertrauen wir auf das Wort des Herrn „Ich bin bei Euch alle Tage des Lebens“ und stellen wir uns seinem Segen. Dann können wir hoffen, dass letztlich alles gut wird.

Pater Alfons Friedrich SDB
Der Autor ist Salesianer und Leiter des Pfarrverbands Haidhausen in München.