Zugegeben: Die "Letzte Generation" nervt. An jedem Tag, an dem sich junge und immer wieder auch einmal ältere Menschen im Berufsverkehr auf der Straße festkleben, verärgern und frustrieren sie die Autofahrer. Viele haben ihr Urteil bereits gefällt und sagen: Das sind alles Klima-Kriminelle. Diese Klima-Aktivisten aber nennen sich ganz bewusst "Letzte Generation". Sie sehen sich als die letzte Generation, die dem Klimawandel noch etwas entgegensetzen kann, bevor alles zu spät ist. Das kann man anmaßend finden. Aber Trillerpfeife und Plakat werden heute sicher nicht mehr ausreichen, gerade zu einer Zeit, in der die Klimakrise angesichts der vielen anderen Krisen in der öffentlichen Wahrnehmung unterzugehen droht. Das ist gesellschaftlich akzeptiert, bringt aber niemanden mehr zum Umdenken.
Verhandlungstisch der Vernunft
Straßen zu blockieren ist aber auch keine Option, wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden. Wenn Rettungsfahrzeuge nicht rechtzeitig zum Einsatzort kommen, weil sie im Stau stehen, gibt das der "Letzten Generation" nicht das Recht, solche Situationen zu provozieren. Die Aktivisten müssen daher die Form ihrer Proteste dringend überdenken und auch ändern, denn sonst erweisen sie ihrem richtigen Anliegen, den Klimaschutz viel stärker ins Bewusstsein zu rücken, einen Bärendienst. Wichtig wäre, dass wir alle an den Verhandlungstisch der Vernunft zurückkehren. Die Entscheidung, Auto zu fahren und zu fliegen, die Entscheidung, ein "weiter so" zu leben, ist angesichts des Klimawandels eine politische Entscheidung.