Frühere bayerische Landtagspräsidentin verstorben

Kirchen würdigen Verdienste von Barbara Stamm

Die CSU-Politikerin wurde 77 Jahre alt. Vertreter der Kirche heben ihren Einsatz für Frauen, Geflüchtete und Menschen mit Behinderung hervor.

Barbara Stamm war Präsidentin des Bayerischen Landtags. © Harald Oppitz/KNA

Würzburg ­­­­– Der Tod der früheren CSU-Politikerin und bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat in Kirchenkreisen große Anteilnahme ausgelöst. Der Würzburger Bischof Franz Jung würdigte Stamm als Frau von großer Entschiedenheit und Willenskraft. "Eine Frau, für die das C in CSU, die christliche Überzeugung nicht nur ein Wort war, sondern eine Lebenshaltung, gespeist aus ihrem eigenen Lebensweg." Stamm habe sich vieles in ihrem eigenen Leben erarbeiten müssen und habe daher eine besondere Sensibilität für Benachteiligte gehabt. "Ihr Wort hatte Gewicht weit über Unterfranken hinaus."

Einsatz für katholische Soziallehre

Stamm sei auch in den letzten Stunden ihres Lebens ihren Lebensweg gegangen in der christlichen Überzeugung, dass sie ihr Leben zurückgeben dürfe in die Hände dessen, der sie geschaffen und auf den hin sie gelebt, zu dem sie gebetet habe, sagte der Bischof weiter. Das habe er bei einem Besuch am Krankenbett verspürt. Jung erinnerte an Stamms Engagement für die Kirche, etwa im Familienbund, im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) oder für die Caritas. Im Jahr 2019 wurde sie mit dem Päpstlichen Gregorius-Orden ausgezeichnet.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Stamms Lebensleistung. Mit ihr verbinde ihn "besonders die katholische Soziallehre, die ihr ein Herzensanliegen war und die sie 'lebte'". 2015, als viele Menschen vor Krieg und Unrechtsregimen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Nigeria und anderen Ländern nach Europa geflohen seien, habe sich die Politikerin "unter großem persönlichem Einsatz um humanitäre Lösungen im Großen, aber auch in vielen Einzelfällen" bemüht.

Dankbarkeit für Stamms Lebenswerk

"Barbara Stamm war eine Frau für die Frauen", erklärte die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Die Frauenfrage sei für sie stets virulent gewesen. Das ZdK, dem sie mit kurzer Unterbrechung von 1990 bis 2016 angehörte, nehme von ihr Abschied "mit großer Trauer und Dankbarkeit für ihr Lebenswerk".

Der Vorsitzende des Würzburger Diözesancaritasverbandes, Clemens Bieber, sagte, die Erfahrungen Stamms in der eigenen Kindheit, die sie teilweise im Heim verbrachte, sowie ihre Arbeit als Erzieherin habe Stamm zur empathischen Sozialpolitikerin werden lassen. "Sie hat sich über Jahre hinweg verausgabt und nicht geschont", so Bieber. Der Ruhestand sei ihr immer fremd geblieben.

Option für die Schwachen als Leitkriterium

Der Domkapitular erinnerte an Stamms Engagement für eine gesetzliche Regelung für Landkindergärten. Es sei Stamms Verdienst, dass es weiter viele kleine Einrichtungen in den Dörfern gebe. Außerdem sei es der Initiative der früheren Sozialministerin und späteren Landtagspräsidentin zu verdanken, dass in Bad Bocklet ein Erholungs- und Vorsorgeprogramm für Mitarbeitende in der Pflege etabliert worden sei und die Malteser in Unterfranken ein Kinderpalliativ-Team hätten.

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm würdigte Stamm als überzeugende Politikerin. "Sie hat ihre christlichen Werte in der Politik tatsächlich gelebt. Auch gegen Widerstände in ihren eigenen Reihen ist die biblische Option für die Schwachen immer wieder als Leitkriterium für ihr politisches Handeln deutlich erkennbar geworden, etwa in ihrem Einsatz für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen, in ihrem Einsatz für Inklusion von Menschen mit Behinderung oder in ihrer Sensibilität für von Armut betroffene Menschen." Als Kirche habe man in Stamm immer eine verlässliche Partnerin gehabt. (kna)