Virtuelle Gottesdienste an Ostern?

Kirchen verwundert von Bitte der Politik

Ostergottesdienste nur im Livestream? Wenn es nach Bund und Ländern geht, würde es so kommen. Die Kirchen reagieren zurückhaltend auf die Bitte.

Wenn es nach Bund und Ländern geht, würde es Oster-Gottesdienste nur im Livestream geben. © IMAGO / Christian Spicker

Berlin – Die von Bund und Ländern formulierte Bitte nach ausschließlich virtuellen Gottesdiensten zu Ostern stößt bei den beiden großen Kirchen auf Verwunderung. "Ostern ist das wichtigste Fest für uns, Gottesdienste sind kein Beiwerk", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Dienstag auf Twitter. "Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können." Darauf wolle man an Ostern nicht verzichten. Dies werde man in Gesprächen mit der Politik einbringen.

Bund und Länder hatten in der Nacht zum Dienstag einen harten Lockdown von Gründonnerstag (1. April) bis Ostermontag (5. April) beschlossen. Zu Gottesdiensten heißt es in dem Beschluss: "Bund und Länder werden auf die Religionsgemeinschaften zugehen mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen."

Söder: Kein Druck auf Kirchen ausüben

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach den Beratungen betont, dass es sich um eine Bitte handele. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte am Mittag an, keinen Druck auf die Kirchen ausüben zu wollen. Der Appell aber sei, verstärkt virtuelle Angebote zu machen, sagte Söder in München.

Nach Auskunft des Vertreters der Bischofskonferenz bei der Bundesregierung, Karl Jüsten, finden jetzt Gespräche mit dem Bundesinnenministerium und den entsprechenden Stellen auf Landesebene statt. "Wir setzen darauf, dass einerseits die Religionsfreiheit gewahrt bleibt und die Religionsausübung an diesem höchsten Festtag der Christenheit möglich ist", sagte Jüsten. "Zugleich wird die Kirche alles tun, um die notwendigen Hygieneregeln einzuhalten."

Hygieneschutz-Maßnahmen haben sich bewährt

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: "Der Beschluss des Corona-Gipfels hat uns sehr überrascht, zumal davon das wichtigste Fest der Christen betroffen wäre." Man werde sich in den angekündigten Gesprächen "zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdienste haben, nun nicht mehr ausreichen sollen". Anschließend werde man beraten, "wie wir mit der Bitte umgehen", sagte der Landesbischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Ostern


An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Karwoche Ostern Corona - Pandemie