Jahrestag des russischen Angriffskriegs

Kirchen erinnern an Überfall auf die Ukraine

Die Kirchen in Deutschland haben rund um den Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine zum Gebetsgedenken für die Opfer aufgerufen. In vielen Städten und Gemeinden gibt es ökumenische Gebete, Aktionen und Appelle zum Frieden - auch online.

Drei Männer, ukrainische Freiwillige der Territorialverteidigung, gehen am 9. März 2022 in Odessa (Ukraine) eine menschenleere Straße entlang. © Francesca Volpi/KNA

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bewegt viele Menschen. Rund um den Jahrestag des Überfalls am 24. Februar erinnern christliche Kirchen und Gemeinschaften in Deutschland mit Gebeten, Aktionen, Appellen und Glockengeläut an die Opfer und mahnen zum Frieden.

Die vielleicht größte Zusammenkunft könnte durch ein virtuelles Netzwerk vor Ort und online entstehen, bei dem unter dem Leitwort #pray4ukraine ("Betet für die Ukraine!") Gottesdienste, Gebete und Aktionen in Sozialen Netzwerken übertragen, dokumentiert und gesammelt werden. Aufgerufen zu den Gebeten hatten die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK). Dazu ist auch eine gemeinsame Gebetsvorlage entstanden, die Gemeinden und Gebetsgruppen nutzen können.

Ökumenisches Friedensgebet

Für Freitagmorgen haben die Berliner bundespolitischen Vertreter von Bischofskonferenz, EKD und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Karl Jüsten, Anne Gidion und Bischof Emmanuel von Christoupolis zu einem ökumenischen Friedensgebet eingeladen, zu dem auch Spitzenpolitiker aus Berlin erwartet werden.

Am Freitagabend werden um 18.00 Uhr in vielen Gemeinden die Kirchenglocken im Gedenken an die Opfer des Krieges läuten und zum Frieden mahnen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hat in einer Videobotschaft zum Gebet eingeladen; weitere Gebetsimpulse per Video sind von der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus und vom griechisch-orthodoxen Erzpriester Radu Constantin Miron, dem Vorsitzenden der ACK online gestellt.

"Nacht der Klage" in Berlin

Bereits am Donnerstagabend will der Hamburger katholische Erzbischof Stefan Heße im Sankt-Marien-Dom gemeinsam mit der evangelischen Pröpstin und dem ukrainisch-griechisch-katholischen Pfarrer Hamburgs das Abendgebet gestalten. Der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg schließt dem Friedensgebet mit dem katholischen Erzbischof Heiner Koch und Vertretern der Ökumene am Donnerstagabend am Berliner Alexanderplatz eine "Nacht der Klage" an, die auch von der Gemeinschaft Sant'Egidio und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi mitgestaltet wird. Bereits am Aschermittwoch hatten der rheinische evangelische Präses Thorsten Latzel und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der auch katholischer Militärbischof ist, zu einem Friedensgebet in Duisburg eingeladen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat für Freitag zu einem Fasten- und Gebetstag aufgerufen. In Eichstätt soll eine Lichtinstallation das ökumenische Friedensgebet begleiten. Das Bistum Würzburg hat angekündigt, wöchentlich wechselnde Friedensgebet-Vorlagen auf seiner Internetseite einstellen zu wollen. Weitere Bistümer riefen dazu auf, sich am bundesweiten Gebet als Einzelperson oder in Gruppen und Gemeinden zu beteiligen. In vielen Kathedralen finden in diesen Tagen Gedenkgottesdienste mit Fürbittgebeten für den Frieden statt.

Bischof Ackermann: "Das Leid heranlassen"

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der gerade von einer Ukraine-Reise zurückgekehrt ist, forderte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dazu auf, "sich Menschlichkeit zu bewahren und das Leid der Menschen an sich heranzulassen". Zwischen den Städten des Westfälischen Friedens Münster und Osnabrück soll nach einem Aufruf von Friedensinitiativen am Freitag eine Menschenkette mit geplanten 25.000 Teilnehmern entstehen.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen bietet Kirchengemeinden und Einrichtungen ein "Friedensbanner" für die Fassaden der Gebäude an. Zu sehen ist Papst Franziskus mit der Botschaft "Seien wir Menschen des Friedens – im Gebet und in der Tat". Damit wolle das Hilfswerk auch an alle weiteren Kriege und Konflikte auf der Welt erinnern, hieß es. Der Papst hatte bei der wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch erneut an die Verantwortlichen der Nationen appelliert, sich für ein Ende des Konflikts einzusetzen, einen Waffenstillstand zu erreichen und Friedensverhandlungen aufzunehmen. (Michael Kinnen/kna)