Pilgerradtour nach Rom

Kirche in Bewegung halten: Missbrauchsbetroffene unterwegs nach Rom

Seit Samstag pilgern Betroffene von Missbrauch mit dem Fahrrad zu Papst Franziskus nach Rom. Zum Start am Münchner Marienplatz machten die Teilnehmer deutlich, warum sie diese Tour antreten.

Start der Pilgertour am Samstag, 6. Mai, auf dem Münchner Marienplatz © Kiderle

Unter dem Motto "Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?" sind die rund 15 Missbrauchsbetroffenen und ihre zahlreichen Begleiter am Samstag in der Münchner Innenstadt losgeradelt. Zur Verabschiedung am Marienplatz waren Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gekommen sowie die Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann. Generalvikar Christoph Klingan spendete den Reisesegen.

Die Betroffenen hätten mit der Tour einen guten Akzent gesetzt und hohe Aufmerksamkeit erzielt, betonte Klingan. "Den Betroffen geht es darum, etwas zu bewegen, auch in der Kirche zu bewegen." Sie stellten sich der Auseinandersetzung mit dem, was ihnen und vielen anderen von Tätern aus dem kirchlichen Raum angetan worden sei. "Sie arbeiten mit uns gemeinsam an der Weiterentwicklung von Aufarbeitung und Prävention. Für diesen Dialog und den Austausch zu diesem für uns als Kirche bleibend wichtigen Thema sind wir den Betroffenen sehr dankbar“, erklärte der Generalvikar.

"Fragiles Herz" im Gepäck für den Papst

Organisiert wird die Radtour von Dietmar Achleitner, Richard Kick und Kilian Semel vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese sowie Robert Köhler von der Initiative "Wir-wissen-Bescheid.de" des Vereins "Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer". Kick erinnerte zum Start an das 20 mal 20 Zentimeter große Kunstwerk "Heart" von Michael Pendry, das die Teilnehmenden neben einem Brief Papst Franziskus bei einer Audienz am 17. Mai überreichen wollen. "Das ist kein rotes Herz mit einem Pfeil durch, sondern ein fragiles. Das ist das Herz, dass möglicherweise bei vielen in der Brust schlägt, wenn es darum geht, dass es zerstört oder durchsichtig ist", sagte Kick. Man wolle als Betroffene in Bewegung sein, etwas beweisen und vorantreiben mit der Pilgerreise. Untereinander könnten diese auf der Tour auch ins Gespräch kommen und die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden ermittelt werden. 

In zehn Tagen wollen die Rad-Pilger, die allesamt T-Shirts mit dem goldenen Pendry-Herzen auf der Brust tragen, die 720 Kilometer und gut 4.500 Höhenmeter schaffen. Zwischendurch werden sie steile Stücke mit der Bahn überwinden. Während ihrer Reise treffen sich die Teilnehmenden in zahlreichen Orten mit kirchlichen und staatlichen Vertreterinnen und Vertretern, um über Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt ins Gespräch zu kommen. Am Montag, 8. Mai, treffen sie in Bozen ein, wo auch Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und Ivo Muser, Bischof von Bozen-Brixen, präsent sind. (smb/pm)

Die Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch des Erzbistum München und Freising ist von Montag bis Freitag jeweils von 9-12 Uhr und außerdem am Dienstag und Mittwoch jeweils von 16-19 Uhr unter 089/2137-77000 zu erreichen.