Tod von Queen Elizabeth II.

Einen Sinn für die Einheit des Königreiches vermitteln

Brian McNeal aus München ist Schotte und bekennt sich zur britischen Monarchie. Nach dem Tod der Queen macht sich der Pfarrer Sorgen um die Einheit von Großbritannien.

König Charles III. vor dem Sarg seiner Mutter Queen Elizabeth im schottischen Edingburgh © IMAGO / i Images

Großbritannien verabschiedet sich in diesen Tagen von seiner Queen. Höhepunkt und Abschluss der Trauerzeit ist am Montag der Trauergottesdienst für Königin Elizabeth II. in der Londoner Westminster Abbey. Anschließend wird die Monarchin in der St. George-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor beerdigt. Auch die Briten, die in München leben, werden am Montag vor dem Fernseher sitzen und die Trauerzeremonie mitverfolgen. Einer von ihnen ist Brian McNeal. Der Schotte ist Pfarrer der Pfarrei St. Michael in Berg am Laim. Er wird im November 70 Jahre alt und hat, wie viele seiner Landsleute, kein anderes Staatsoberhaupt erlebt als die Queen. Es gebe nur noch wenige Menschen in Großbritannien, die sich bewusst an den Vater der Queen, König George VI., erinnern können, erklärt McNeal.

Die Queen war immer da

Geschockt sei er nicht gewesen, als er vom Tod der Königin erfahren habe. Und doch werde er die Kontinuität dieser Regentschaft vermissen, von der auch er nachhaltig geprägt wurde. „Politiker oder wirtschaftliche Krisen kommen und gehen, aber die Queen war immer da“. Sie habe ihren Untertanen immer irgendwie vermittelt, dass es etwas gibt, das alles überdauert. An ihr haben man sehen können, dass nicht alles im Fluss ist, sondern dass Dinge auch unumstößlich bleiben können.

Die Queen und ihr christlicher Glaube

Was Pfarrer McNeal besonders an der Queen geschätzt hat, war ihr christlicher Glaube. Den habe sie nie vor der Öffentlichkeit verborgen, betont der katholische Geistliche. In ihren Weihnachtsbotschaften habe sie immer über ihren persönlichen Glauben an Jesus Christus gesprochen. Die Queen sei jeden Sonntag in die Kirche gegangen, auch noch am Sonntag vor ihrem Tod habe sie den Gottesdienst besucht. „So ein Verhalten ist in Großbritannien nicht mehr normal. Das Land ist sehr säkularisiert. Trotzdem hat sie sich nicht gescheut, ausdrücklich über ihren Glauben zu reden“.

Charles III.: Worte und Gesten für die Einheit

Die Queen werde aber nicht nur als Oberhaupt der anglikanischen Church of England fehlen, meint McNeal. Sie habe durch ihre lange Amtszeit auch dafür gesorgt, dass das Königreich Großbritannien nicht auseinanderbricht. Der gebürtige Schotte hofft nun, dass ihr Sohn, König Charles III., die Union aus vier Landesteilen zusammenhalten kann. Charles‘ Ankündigung, er wolle alle Menschen, egal was sie glauben, zusammenbringen, sei eine schwierige Aufgabe sowohl im Vereinigten Königreich als auch im Commonwealth. In vielen Ländern, die der britischen Krone anhängen, gebe es nationalistische Bestrebungen, sich unabhängig zu machen. „Er muss es schaffen, einen Sinn für Einheit zu vermitteln. Ich hoffe, dass er die Weisheit hat, die richtigen Worte und Gesten für Versöhnung zu finden“.

Den neuen König nicht unterschätzen

Und was denkt der Schotte, der schon seit 27 Jahren in München lebt, über das Alter des neuen Königs? Immerhin ist Charles schon 73 Jahre alt. Trotzdem dürfe man ihn nicht unterschätzen, sagt McNeal und verweist dabei auf den Konzilspapst Johannes XXIII. Den habe man aufgrund seines hohen Alters zunächst nur für einen Übergangspapst gehalten. „Der wird nicht viel tun. Und dann hat er doch einiges getan“.

Egal ob aus Charles III. nun ein Übergangskönig wird oder nicht, in diesen Tagen ist für Brian McNeal erst einmal nur eines wichtig: er muss den Ausspruch „God save the King“ üben. Noch kommt ihm das nur schwer über die Lippen. Nächste Woche muss es aber sitzen. Denn dann ist nach der Beerdigung der Queen die Trauerzeit zu Ende, und Charles III. wird aus dem Schatten seiner Mutter heraustreten und eigene Akzente als König setzen. Nur eines stehe dabei jetzt schon fest: 70 Jahre wie die Queen werde er nicht auf dem Thron sitzen können, das sei die einzige Vorhersage, die man derzeit machen könne, meint McNeal.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
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